Mondmüde Der Mond, die große grelle Diebslaterne, Der silberne Totenschädel der Nacht: Der Mond, Ein abgewetzter Knopf am schwarzen Schlafrock Des lieben Gottes, dessen Kredit so sank, Daß er sich keinen neuen leisten kann: Der Mond, das lächerlichste aller Requisiten Im lyrischen Kasperletheater, scheint So niederträchtig hell heut, naseweis, Aufdringlich und fürwitzig, daß ich ihm Noch einen Schelmennamen geben muß: Ohrfeigengesicht des Himmels. – Dies getan, Schließ ich die Läden meines Fensters fest, So fest zu, daß auch nicht der kleinste Spritzer Von seinem Katzensilber mich erreicht. Und samtenes Schwarz, die heilige Unfarbe Der tiefsten Ruhe, senkt sich über mich Gleich mohnduftdumpfem Staub von Schmetterlingen Der ewigen Nirwana. – Welt, schlaf wohl! Bald schnarch ich wie ein alter Dudelsack Und träum von meinen Feinden, wie sie schwitzend Am Backherd stehn und Gallpasteten machen: Fünf Zehntel Neid, drei Zehntel Unverstand, Zwei Zehntel Bosheit – aber alles hübsch Mit Cochenille rot gefärbt: Charmant! – Mischt, färbt, backt, schwitzt nur, Liebliche – ich schenk euch Zum Lohn den Mond. Und ich bestimme: tragt Am Hals mir ihn gleich einer Hundemarke!