Lyrikerasten Sahst du, o Freund, die holden Knaben, Die an der Kranzler-Ecke stehn, Aus Seide rote Schlipse haben Und lächelnd auf und nieder gehn? Sie spitzen die gefärbten Lippen Und äugeln sonderbar lasziv, Und, kommst du ihnen nah, so tippen Sie dich wohl an und legen schief Das Köpfchen mit gebrannten Haaren, Und ihre Blicke himmeln dich Sehnsüchtig an. Kurz, ihr Gebaren Ist immerhin absonderlich. Abscheulich, meinst du? Laß das Zanken! Es ist nicht schön; ich geb es zu; Wir wollen unserm Schöpfer danken, Daß wir nicht so sind, ich und du; Doch nicht uns besser dünken, meinen, Es müßten alle sein wie wir. Hat nun die Liebe mehr als Einen Ausweg – jenun: so gönn ihn ihr. Selbst das muß man mit Gleichmut tragen, Daß derlei Knaben (es ist bös) Auf ihre Art die Leier schlagen, So scheußlich süß, so syrupös, Und daß es Mode wird, zu schminken Die Lippen selbst der Poesie. Auch diese Mode wird versinken, Absurditäten dauern nie. Das Zeug schmeckt bald auch denen fade, Die jetzt dran schlecken: Zuckerkant, Lakritzensaft und Limonade Wird auf die Dauer degoutant.