Monologsatz Gerichtet an das Bildnis einer Rokokofürstin in Fulda O schöne Dame, deren Asche nun Wer weiß wie lang im Kupfersarge ruht (Groß ist gewiß die Trauerweide schon, Die drüber ihre Zweige fallen läßt, Schmalblättrige: wie ihre Hände schmal Und ebenso graziös im Hin und Her), – O schöne Dame, deren Brünnlein einst So lebhaft plapperte, wie – nun, wie jetzt Der schönen Damen Brünnlein plappern, und Die doch so stolz war, wie wir Heutigen Nur selten Stolz wahrnehmen bei der Frau (Weil, ach, so selten heute Adel ist), – O schöne Dame, deren Namen wohl Ins Grab versank, wie dieser Lippen Rot Und dieser Augenbrauen seidnes Schwarz: Du hattest mehr als einen Dichter einst, Gewiß ein Dutzend wohl, und Dutzende Von schwärmenden Verehrern voller Geist: Doch keinen, der dich jemals so verliebt Anschaute wie jetzt ich, denn, sieh, mir ist, Als säh ich meine Dame jetzt in dir, Von der ich nun seit Tagen ferne bin, Und der ich immer huldige, wo nur Mich edle Schönheit, stolze Güte grüßt. (Aus einem Reisebriefe von 1905.)