Reis-Morgenlied Nach den Singweisen: Ich danck dir schon in Deinem Thron usw. Ach Gott und Herr, wie groß und schwer usw. Hör, liebe Seel, die rufft der Herr usw. 1. Wach auf, mein Hertz, Denk hinterwärts, Die Sonn ist aufgegangen. Nicht wie zuvor Mit schwarzem Flor Der Himmel ist behangen. 2. Das Liecht erwacht, Verjagt die Nacht: Erwach auch, mein Gemüte! Zu Glück der Reis Gib Ehr und Preis Des guten Gottes Güte. 3. Ich schlieff die Nacht: Gott hat gewacht, Deß Augen allzeit offen. Er war mein Schirm, Daß kein Gestürm Der Feinde mich betroffen. 4. Wie oft wünsch ich, O Vatter! Dich Zu preisen recht auf Erden! Nun, was man kan, Das nimmst Du an: Dort wir beredter werden. 5. Mich selbst hab Dir Zum Dank dafür: Ich kan Dir mehr nit geben. Ich bin schon Dein: Hilf mir es seyn Und gib Dir selbst mein Leben. 6. Vergib die Schuld: Du hast doch Huld, Ob ich schon Haß verdienet. Dein Kind bin ich: Erkenne mich, Den auch Dein Sohn versühnet. 7. Dein HimmelZelt Die Menschen-Welt Ümhängt an allen Enden. Du thust noch mehr, Trägst Erd und Meer In Deinen Allmacht-Händen. 8. Ich werd allein Ohn Dich nit seyn, Weil Du bist allerwegen. Bist Du bey mir, So ist mit Dir Auch Glück auf meinen Stegen. 9. Ich brauche Glück. Viel Netz und Strick' Auf einen Wandrer lauren. Dein Engelheer Leg um mich her: Diß sind die bästen Mauren. 10. Laß diese Schaar Mich der Gefahr Auf treuer Hand enttragen: So wird kein Stein Ein Anstoß seyn Dem Fus, Roß oder Wagen. 11. Dein Gnaden-Strahl Durch finstre Thal Ohn Furcht mich machet reisen. Mein Stab, Dein Wort, Mich fördert fort, An ihn kan ich mich preisen. 12. Weg, Feindes-Rott! Mit mir ist Gott, An Ihm ich kleb im Glauben. Trutz der Gefahr! Sie soll kein Haar Mir krümmen oder rauben. 13. Zeuch mit mir aus, Bleib auch zu Haus, O Vatter! bey den Meinen. Mein Weib und Kind, Mein Hausgesind Mit Schutze wolst umzäunen. 14. Von Haus und Haab Als Deiner Gab Abwend auch allen Schaden. Sey dort und hier, Bey ihr und mir! Hör und erhör in Gnaden! 15. Die liebe rufft: Trag hin, O Lufft! Den Wunsch zu meinen Lieben: Diß sey ein Tag, Da keine Plag, Kein Leid sie mög betrüben. 16. So reis ich heut In Gotts Geleit, Laß keine Furcht mich rühren. Gott wird mich aus Und auch zu Haus Mit Freuden wieder führen.