Der Küster und sein Esel Ein reicher Küster hatt' einmal, Nebst vielen Ochsen, Schaafen, Schweinen, Auch einen Esel in dem Stall: Seit Bileams Zeiten gab's so keinen; Denn so wie jener, ward auch der Im ganzen Dorf berühmter, als sein Herr. Des Esels Kraft bestand im Schreien, das zu stillen Unmöglich war, wenn er begann, Und wenn er in der Heerde ging, so hörte man Vom Blöcken, Grunzen, Wiehern, Brüllen Der ganzen Heerde nichts, als sein Iha! So oft man ihn nun auf der Gasse sah, Entstand im Dorf ein allgemein Geflüster, Man lief, und sah dem Wunderthiere nach, Und niemand war, der nicht vom Küster, Und seinem Wunderesel sprach. Das Aufseh'n, das der Esel machte, Gefiel dem Küster sehr; er dachte: So lang' die Welt von meinem Esel spricht, Vergißt sie sicherlich auch meiner nicht. Damit nun fernerhin von ihm gesprochen wurde, Macht' er den Esel gar zum Führer seiner Heerde Und wies den ersten Platz in seinem Stall ihm an. Der neue Führer nun begann Sein Amt mit ungemeiner Freude, Schrie alle Morgen Rind und Schaaf Und Schwein und Widder aus dem Schlaf, Und führte sie stolzirend auf die Weide. Das Dorf fand diesen Einfall schön, So lang' er neu noch war, und lachte; Der faule Küster aber dachte: Wenn Küh' und Ochsen auf den Ruf des Esels geh'n, So werden auch die Menschen ihn versteh'n, Und ließ auch, um nicht mehr zur Messe selbst zu läuten, Den Esel dies durch einen Schrei bedeuten. Das Kirchspiel fügte sich und lief Lautlachend zum Gebet, so oft der Esel rief. Am Ende ward dem Volk das Lärmen doch zuwider, Die guten Leute wünschten sich Die Thurm- und Rinderglocken wieder. – Der Esel legte sich auch endlich wirklich nieder – Schrie immer schwächer und verblich. Der Küster weinte bitterlich Um seinen Freund; denn, ach! dahin gefahren War mit dem Esel auch sein ganzer Ruhm, Und seine Stelle zu ersetzen, waren Die andern Esel alle viel zu dumm. Doch endlich glückt' es ihm, ein Mittel auszufinden Um der Vergessenheit sich zu entzieh'n: Er ging in der Verzweiflung hin, Ließ seinen todten Esel schinden, Ließ sich die Haut auf eine Trommel binden, Und trommelte, damit sein Ruhm Bei der Gemeinde nicht verfiele, Im ganzen, weiten Kirchenspiele, So lang er lebte, d'rauf herum.