Die Autorpolitik Ich kenn' ein Künstchen, Das spielt gar gern Mit blauen Dünstchen; Das lehrt die Herr'n, Genannt Autoren – Versteht sich die Mit langen Ohren – Sich weißlich wie Genies zu tragen. In unsern Tagen Macht Politik Des Autors Glück; Sagt ihnen leise Ihr Genius, Dem jeder Weise Doch folgen muß. Erst thun sie dünne, Bemühen sich, Wie eine Spinne Vorsichtiglich Um ein paar Säulen, Zu diesen eilen Sie flugs hinan, Und hängen dann Mit Heuchelfädchen So fest, wie Klettchen, An sie sich an. Und nun beginnen Sie ihr Gespinnst; Doch erst gewinnen Durch manchen Dienst Sie sich behende Ein Dutzend Hände, Die ihr Gespinnst Mit Klatschen heben, Und Spinneweben Für Leinwand geben. Ist das gescheh'n, So läßt die Spinne Der Welt sich seh'n, Sieht selbst das Scheiblein Das sie sich span, Wie ein schön Weiblein Den Spiegel an, Wird stolz und letzet Am Bravoschrey'n Ihr Ohr, und setzet Sich mitten d'rein. Ans Neugier laufet Nun alles hin, Besieht und kaufet Sich das Gespinn, Zählt fleissig jeden Der dünnen Fäden Und hängt es hin, Denn brauchen, leider! Kann's weder Schneider, Noch Näherin. Und dieses Heer Der kleinen Männer Thut oft noch mehr, Es täuschet Kenner, Läßt nimmermehr Sich nah' besehen, Geht auf den Zehen, Weit weg einher, Und läßt nur gerne Sich in der Ferne Von ihnen seh'n. Den Hügelchen Des Maulwurfs gleichen Sie dann, und reichen So halb beseh'n In eb'ner Ferne, Bis an die Sterne, Und mancher wähnt, Der sie nicht kennt, Er säh den Zwergen Den Riesen an; D'rum hört noch an, Wie so ein Mann Die Kleinheit bergen Und täuschen kann. Ein Dutzend Schergen, In deren Hand Des Volks Verstand Und Ton ist, walten Auch hier, und halten Dem Layenchor Ein Gläschen vor. Da scheint dem Blicke Die kleinste Mücke Ein Elephant; Denn, wie bekannt, Giebt's wenig Augen, Die ohne Glas Das rechte Maß Zu finden taugen. Die Herren, klein Vom Geiste, scheu'n Das Kopfgerüttel Von einem Büttel Gar jämmerlich; D'rum müh'n sie sich, Die bösen Drachen Durch manchen Brief Und Autorkniff Recht zahm zu machen; Sie hängen dann Flugs ihren Blättchen Gar manches Nötchen Voll Weihrauch an, Woran die Götzen Ihr Näschen letzen. Oft selbst im Text Streicht, wie behext, Manch' Autorfüßchen Vor jedem Haus Gewaltig aus. Auf so ein Grüßchen Erfolgt, wie man Leicht denken kann, Ein Gegengrüßchen; Denn, wie bekannt, Wäscht eine Hand Die and're wieder: Wer Weihrauch streut, Dem streut man wieder Aus Dankbarkeit. Wenn all' die Grüsse Und Gegengrüsse Hanns Hagel hört, So horcht, und sperrt Er Maul und Augen, Die Galant'rie Von Wahrheit nie Zu sondern taugen, Gewaltig auf, Und wettet d'rauf, Das, was nicht selten Als Kompliment Gesagt ist, könnt' Im Ernste gelten: Nimmt nun den Mann Ohn' all' Gefährde Zum Halbgott an, Fällt hin zur Erde Und betet an. Denn die Monarchen, Die ruhig schon Auf ihrem Thron, Wie Götter, schnarchen, Sehn's nur zu gern, Wenn ihre Knaben Altäre haben, Weil kleine Herr'n Die grössern heben, Und ihrem Thron Mehr Stufen geben. Um diesen Lohn Hat mancher schon Bei grossen Dichtern Gedient, die dann Vor Splitterrichtern Den kleinen Mann Gar mächtig schirmen, Und himmel an Ihr Thrönlein thürmen. Ihr hört mich an, Ihr grossen Dichter, Die Zeit ist Richter! Behängt euch nicht Mit dem Gezücht Von Dichterlingen; Fand je ein Spatz Wohl in den Schwingen Des Autors Platz? Er sieht vom Hügel Der Sonne Schein, Hebt seine Flügel – Und fliegt allein.