Mein System Nach dem Französischen des Verfassers der Rhapsodien. In meines Lebens Flitterjahren Bestürmt' ich Paphos, Heiligthum, Doch kaum als die vorüber waren, Da winkten Ehre mir und Ruhm. Ich griff zugleich nach Schwert und Leyer, Allein die Musen gaben mir, Wie Manchem ihrer lauen Freyer, Den Korb, und wiesen mir die Thür. Ich baute nun auf Mavors Gnade, Auch lud er mich gefällig ein, Ich hoffte auf dem grossen Rade Fortunens glücklicher zu sein, Von einem Ordensband umwunden, Träumt' ich den schönsten Lorbeerstrauß, Schnell war dies Luftphantom verschwunden, Ein jeder Friede blies es aus. Nun bot ich der Vernunft die Ehre Von meiner späten Huldigung: Ein Vierziger, so dacht' ich, wäre Nun wohl für sie nicht mehr zu jung. Allein sie fand es noch gefährlich, Und stellte sich, o Nilis, dar In deinem Bilde, weil sonst schwerlich Der Flüchtling fest zu halten war. O ja, sie brauchte nicht vergebens Dich, Zauberin, zu ihrer List, Die bald die Freude meines Lebens, Bald meiner Launen Geisel ist. Genüglich, wenn jetzt mit Vergnügen Mir der Geschmack die Tafel würzt, Zufried'ner als bei Nektarzügen, Wenn mir ein Freund die Zeit verkürzt: Gleich fertig, meinen Arm zu heben, Wenn Joseph mich zu Schlachten zieht, Als willig, mir allein zu leben, Wenn mich sein Wahlblick übersieht; Will ich ihn Sieg auf Sieg mit Freuden Um seine Schläfe winden seh'n, Und nur die Glücklichen beneiden, Die ihm dabei zur Seite steh'n. Wenn and're ihren Kriegsruhm lieber Auf faule Zeitungslügen bau'n, Als ihren Feinden gegenüber Dem Tode selbst in's Auge schau'n; Will ich der grossen Männer Schatten Beneiden um ihr Heldenthum, Und nur nach ihren grossen Thaten Mich sehnen, nicht nach ihrem Ruhm. Und wenn dereinst mit milder'm Blicke Das Schicksal nieder auf mich sieht, Dann nehm' ich halb von meinem Glücke, Und halb theil' ich es andern mit. Belehrt vom Werth des Glücks hienieden Durch eig'ne Widerwärtigkeit, Leb' ich mit meinem Loos zufrieden In gold'ner Mittelmässigkeit. Wenn so ein Leben ohne Plage Dann Nilis werth zu leben hält, O dann sind meine Greisentage Mit Jugendschimmer noch erhellt.