Lob des Schwein's Du nützlich Thier, das man mit Eckel nennet, Und doch so gierig ißt, Mein Lied soll nun die Welt, die dich verkennet, Belehren, was du bist. Wenn dich der Mensch, weil du im Koth und Schlamme Herumwühlst, garstig nennt: So frag' ihn: ob er denn von seinem Stamme Den Urstoff nicht mehr kennt? Dir dankt (weiß man das Sprichwort recht zu deuten) Selbst Pallas ihr Latein: 1 D'rum hüllte sich die Weisheit aller Zeiten Stets in dein Leder ein. Das Menschenvolk verachtet dich vergebens; Der weise Epikur Verspricht uns ja das höchste Glück des Lebens, Wenn wir dir gleichen, nur. 2 Der stolze Mensch in seinem Hoheitstraume Vergaß schon ganz und gar Der Eichelkost, die unter einem Baume Dein und sein Futter war. Ja, die Gemeinschaft wäre ganz verschwunden, Die dich zu uns gesellt, Hätt' nicht ein grosser Heil'ger mit fünf Wunden Sie wieder hergestellt. Und hält dich gleich das Volk, das durch sein Stinken Berühmt ist, nicht für rein, So weiht man doch um Ostern deine Schinken Für Christenmägen ein. Und sind gleich deine groben Borsten nimmer Von Schmutz und Koth befreit, So danken wir doch diesen Borsten immer All' uns're Reinlichkeit. Dein köstlich Fleisch nimmt ohne viel Beschwerde Beim schlecht'sten Futter zu: Der Mensch verschlingt den Fünftelsaft der Erde: Und nützt er so, wie du? Sogar dein Speck kann uns in manchem Stücke Von grossem Nutzen sein: O würde doch so mancher, der vom Glücke Sich mästen läßt – ein Schwein! Fußnoten 1 Sus Minervam. 2 Epicuri de grege porcus.