Schwesterngesundheit, ausgebracht bei einer Tafelloge z.w.E. 1785. Wir sitzen gleich den Mönchen hier Bei immer festverschloß'ner Thür In unser'm Speisesaale, Und keine von euch, Schwestern, wird Von Maurern jemals invitirt Zu ihrem Freudenmahle. Allein verdenkt uns dieses nicht; Wir stehen auch in Eid und Pflicht, Gleich andern Ordensgliedern, Und hatten auch zu jeder Zeit Noch manche kleine Aehnlichkeit Mit andern Ordensbrüdern. Ein jeder neue Orden wird Durch eine Bulle confirmirt: Die ward auch uns bescheeret. Nur hat der Papst, der uns zu Lieb' Die Confirmirungsbulle schrieb, Die Feder umgekehret. Die Ordensleute betteln gern, Und pflegen oft die grossen Herr'n Mit Geben zu ermüden; Auch wir verstehen diese Kunst: Doch fleh'n wir nur um eu're Gunst, Und sind damit zufrieden. Die Mönche schwören dreimal laut, Und schwören, Freiheit, Geld und Braut Auf Lebelang zu lästern: Auch Maurer schwören einen Eid, Doch den nur der Verschwiegenheit Zum Besten ihrer Schwestern. Die Mönche sind bei Taufen stumm, Und haben oft Silentium; Wir habens oft zu Zeiten: Doch darf bei uns, wenn's einer bricht, Der Thäter darum eben nicht Gleich auf dem Boden reiten. Die Mönche senden Sammler aus, Und schicken sie von Haus zu Haus Um Wein und Schmalz und Kälber; Auch Maurer sammeln so wie die, Doch nur aus eig'nem Sack, und nie, Wie jene, für sich selber. Auch einen Procurator hält Sich jedes Kloster auf der Welt, Und lebt von seiner Gnade, Der Mann wird auch bei uns gewählt, Doch trinkt er nicht von unser'm Geld, Wie jener, Chokolade. Und jedes fette Kloster hat Auch einen eig'nen Küchenrath Bei allen Eßgelagen; Bei uns ist dieses Aemtchen schwer, Denn uns'rer sorgt für noch was mehr Als bloß für unsern Magen. Der Mönch liebt volle Gläser sehr: Auch wir versteh'n mit dem Gewehr Sehr gut zu manövriren; Doch laden wir nur dann es voll, Wenn wir auf uns'rer Schwestern Wohl Im Feuer exerciren.