Lob des Floh's Du kleiner Nero, Compagnon der Läuse, Blutgieriger Tyrann! Für dich stimm' ich, nach Meister Linguets Weise Nun auch ein Loblied an. Dein ganz brünetter Teint, so sehr verschieden Vom Teint der blonden Laus, Erkohr gleich Anfangs dein Geschlecht hienieden Zu grossen Thaten aus. Nur deinen Stamm, der stets in ganzen Schaaren Bei Mädchen Wache hält, Hat die Natur zu tapfern Leibhusaren Der Jungfrauschaft erwählt. Und darum patroulliren auch Schwadronen Von diesem leichten Heer Beständig in den dunklen Regionen Des Unterrock's umher. Nichts schützt die Mädchen, die sich dir verschliessen, Vor deiner Blutbegier: Die Erstlinge von ihrem Blute fliessen O Glücklicher, nur dir! Du Springinsfeld bist überall gelitten, Wo nie ein Mann hin soll, Und schwelgst dich, gleich der Biene, an den Blüthen Geheimer Schönheit voll. Kein Fleck im ganzen weiblichen Gebiete, Auch noch so heilig, ist, Auf dem du nicht schon mit verweg'nem Tritte Herumspazieret bist. Da ist kein Strauch, wo du dich nicht verstecktest Kein Plan, wo du nicht liefst, Kein Hügelchen, wohin du dich nicht legtest, Kein Thal, wo du nicht schliefst. Ja, wollte man einst auch rektificiren Der Schönheit Lustrevier, So brauchte man, um recht es zu mappiren, Nur dich zum Ingenier. Nur dies verzeihen dir die Schönen nimmer, Daß stets von jedem Kuß, Den im Geheim du ihnen aufdrückst, immer Ein Fleckchen zeugen muß. D'rum lauren auch stets auf dich losen Näscher, Enthüpfst du nicht geschwind, Bei Tag und Nacht so viele hundert Häscher Als Mädchenfinger sind. Doch hascht ein Mädchen auch dich kleinen Springer Zuletzt in ihrem Schooß, So ist doch unter einem schönen Finger Noch neidenswerth dein Loos.