Mirza-Jussuf In der Kritik macht man die Probe, Verse in Prosa aufzulösen, und nimmt den Grundsatz an, daß, was in Prosa Unsinn ist, es auch in Versen sein müsse. Herder 1. Eine alte Geschichte in neue Reime gebracht Es hat Mirza-Jussuf ein Lied geschrieben Von zweier Menschen Sehnen und Lieben: Wie sie erst in Wünschen und Hoffen geschwommen, Dann wild für einander entbrannt sind – Wie beide erst um ihr Herz gekommen, Dann gekommen um ihren Verstand sind – Wie das Schicksal beide getrennt hat, Ganz rein und unverschuldet – Wie er für sie geflennt hat Und sie für ihn geduldet. Dazwischen kommt viel Mondenschein, Viel traurig' Sterngefunkel, Und kluge Quellen murmeln drein Im grausigen Waldesdunkel. Dann wird ein kühner Sprung gemacht, Man glaubt, sie werden zusammengebracht – Da naht das Schicksal trüb und schwer Und wirft sie wieder hin und her. Er trägt sein Los in Demut, Sie harrt und hofft – er seufzt und flennt, Wie man das schon von alters kennt. So schwimmen sie beide in Wehmut, Bis Allahs Herz gerührt wird Von dem vielen Flennen und Leiden Und das Paar zusammengeführt wird, Um nimmermehr zu scheiden.