Liebe Süße Liebe! Morgenrosen Athmen reiner nicht den Duft, Sanfter ihnen liebzukosen Fächelt Zephyr nicht die Luft. Voller nicht aus krausem Laube Reizt den Durst die Nektartraube, Nicht so labt der Regen dürres Feld, Als Ihr Reiz, der mich gefangen hält. Treuer lenkt des Schiffers Nadel Nicht gen Norden seine Fahrt, Fester trotzet Herzensadel Nicht gefahren jeder Art. Sichrer fallen nicht und schwellen Dir o Mond die Meereswellen, Als von Schicksalstürmen ungekränkt Nur die Liebe meinen Wandel lenkt. Junger Klee erfreut die Lämmer, Bienen süßer Thymian, Durch des Buchenhains Gedämmer Folgt ein Hirsch der Hindin Bahn. Wo des Baches Erlen schatten, Lockt die Nachtigall den Gatten, Sie gehorchen einem innern Ruf, Ich der Liebe, die Ihr Zauber schuf. Wandelbar in stetem Kreise Rollt der Jahreszeiten Lauf, Aus zergangnem Wintereise Blühn des Lenzes Glocken auf. Was der Sommer reift und rötet, Sinkt vom falben Herbst getödtet; Liebe haßt den Wechsel der Natur, Unverwelklich lacht ihr Frühling nur. Wie ein Säuseln über Halmen Beugt die Zeit der Cedern Stolz, Marmortempel zu zermalmen Droht ihr Zahn gleich dürrem Holz. Doch wenn jede Kraft ihr weichet, Felsen sie dem Boden gleichet, Alles unter ihrem Fußtritt schwankt, Hat selbst ihr doch Liebe nicht gewankt. Einzig nur aus diesem Leben Kann des Todes linde Hand, Blutet gleich das Herz, sie heben In ihr beßres Vaterland. Wo bei Seelen, die hienieden Lebten liebten litten schieden, Sie des Erdenglücks kaum mehr gedenkt Und kein Jammer unsrer Welt sie kränkt. Liebe wie die Seel' entstammet Einem Himmel, Gottes Hauch, Eines Schöpfers Odem flammet In den Zwillingsschwestern auch. Dort am Born der Seligkeiten Huldigen, wann nun der Zeiten Und des Todes lezter Ruf verhallt, Reine Geister ihrer Allgewalt.