An die Gräfin Julie Reventlow geb. Schimmelmann Kopenhagen, 16. August 1780. Nicht Menschen nur, Du lenkst auch Götter, O Julia, und Wind und Wetter! Mit holdem Zauberlicht umgoßen War schon ein Mond bei Dir verfloßen. Du lächeltest: Hain, Meer, Gefilde Ward mir ein Abglanz Deiner Milde, Und was Dich liebet, was Dich ehret, Schien freundlich auch zu mir gekehret. Mein Geist erhub sich wonnetrunken; Doch bald zum eignen Werth gesunken, Entsagt' er jener hohen Freude Und rief mir: »Faße Mut und scheide!« Schon sah ich mich getrennt von allen Und still am krummen Ufer wallen, Bald schwebend auf der blauen Wüste, Gelandet bald an Holsteins Küste, Die heimisch zwar und traulich winket, Doch minder Heimat mir jezt dünket. Da lächelst Du dem Gott der Winde – Und folgsam gleich Cytherens Kinde, Das, seit es Deiner Macht gehuldigt, Kein Mensch der Unrat mehr beschuldigt, Hemmt er den Nord, dem schon die Wogen Vor Moens Geklipp vorüber flogen, Und heißt mit sanftem Wellenkräuseln Den Südwind mir entgegen säuseln. »Warum, o Zauberin, erneuern Den Schmerz der Trennung?« – »Komm wir feiern,« Antwortest Du mit süßem Tone, »Den Tag, da Ring und Myrthenkrone Mir segnend gab der frohe Hymen. Komm, Freund, Du sollst mit uns ihn rühmen.« Wohlan, mir heilig, drei mal heilig Sei dieser Tag! Auf! eilig eilig, Wer je mit uns in goldnen Stunden Der Lieb und Freundschaft Glück empfunden! Herbei zum Tag des Gläserklanges, Des Tanzes und des Brautgesanges! Auf, laßt uns singen, laßt uns singen, Indess die vollen Gläser klingen: Noch oft umarm an solchem Feste Der beste Mann der Weiber beste! Doch Freundin! soll mit leichterm Herzen Ich froher unter frohen scherzen, So laß mich aus dem Zauberkreise Und gib mir morgen Wind zur Reise!