An die Rose Sprößling einer Thrän' Aurorens, Oder ob dich Amor schuf, O vernimm, geweihte Florens, Eines Herzens leisen Ruf! Schleuß, o Rose! – Nein, versag' es Meiner Sehnsucht Bitten noch! Blumen, Kinder eines Tages, Glänzen frisch und welken doch. Sanft erröthend, wie du glühest, Wird Filinde bald dich sehn. Ach! sie blühet, wie du blühest, Und wie du wird sie vergehen! Hast du meinen Ruf vernommen? Oefnest deine Knospe schon? Süße Rose, sei willkommen! Deiner harrt ein süßer Lohn. Die dich pflückte soll dich drücken, Meine Hand, an ihre Brust. Wiße nur daß du sie schmücken, Aber nicht verbergen mußt. An Filindens Busen prangend Stirbt dein Reiz zwar früher ab; Doch den schönen Platz verlangend, Neidet jeder selbst dein Grab. Duft' ihr Düfte, zart und linde! Doch erhalte dir den Dorn, Und wer dir sich naht, empfinde Deine Rache, meinen Zorn! Auch gewähren neues Leben Dir vielleicht die Götter dann, Seufzer werden dich erheben, Wenn Filinde seufzen kann. Thränen des Gefühls vergießen Lehre sie bei deinem Tod, Und der Jugendzeit genießen, Der ein gleiches Ende droht.