Amors Amme Amors Ankunft in Cythere Wird ein allgemeines Fest, Als sich Venus nicht die Ehre Ihn zu stillen rauben läßt. Weil er aber nur betrachtet Und, schon Kind nicht mehr, allein Des Gefäßes Reizen schmachtet, Will ihm keine Milch gedeihn. Rath in solcher Noth gewähren Heißt die Göttin ihren Hof: Haben Amorn aufzunähren, Andre doch vielleicht den Stoff. Da den Vorzug zu gewinnen Treten in gedrängter Zahl Heldentöchter und Göttinnen Und die Tugenden zur Wahl. Manche Götterbrust quillt Nahrung Daß man nicht die Wollust wählt, Untersaget bloß Erfahrung, Die der Höfe keinem fehlt. Trocken findet man die Musen, Ernsthaft die Vernunft und alt, Bis ein Labsal ihm am Busen Der erkornen Hofnung wallt. Sich unziemlich übergangen Wähnt vor allen Lüsternheit, Blickt auf Amorn mit Verlangen, Auf die Amme voller Neid, Und begehrt – die schlaue! siegen Muß sie oder selbst vergehn! – Das erlauchte Kind zu wiegen Und die Hofnung läßts geschehn. Aber Amor ohn Erbarmen Schlummert nie und plaget stets. Und sie flehet: »weichern Armen Ueberlaß ihn!« – und erflehts. Zuckerbrot mit vollen Händen Reicht die Pflegerin ihm dar, Und sein Leben schnell zu enden, Läuft der lüsterne Gefahr.