2. Suschen Der Ozean stieg schaurig Vom Sturmwind aufgeschreckt. Da seufzte Suschen traurig, Am Felsenbach gestreckt. Ihr Auge weithin spähend Durchflog den Wogendrang, Indes die Stirn ihr wehend Die Trauerweid' umschlang. »Das Jahr ist schon vorüber Ach! schon neun Tage mehr! Warum so dreist, o lieber! Vertrautest Du dem Meer? Laß Meer, vom Sturm gehoben, Laß meinen Wilhelm ruhn! Ach, hier im Busen toben Noch wildre Stürme nun. Was zogst Du Gold zu häufen Zum fernen Mohrenstrand, Wo Spezereien reifen Und Perl und Diamant? Der Fleiß bei sicherm Werke Gewährt uns Ueberfluß, Uns gäbe Mut und Stärke Ein treuer Herzenskuss. Wie ringt mit grausen Wettern Dein überwogtes Schiff! O wehe mir! nun schmettern Es Stürm ans Felsenriff! Jezt schwimmst Du auf der Trümmer Durchs Weltmeer! sinkend jezt Nennst Du mit Angstgewimmer Dein Suschen noch zulezt.« Sie riefs mit bangem sehnen Vom Felsen wo sie saß, Und weinte helle Thränen, Ihr Busentuch ward naß. Da trieb die Woge schäumend Den kalten Leichnam her: Sie starrt ihn an wie träumend, Erblasst und sank ins Meer.