Verschwiegenheit A. Grabt dem jungen Buchenhaine Eure Schäferinnen ein; Tief dem Herzen soll die meine, Schäfer, eingegraben sein! Voll der süßesten Gefühle Schlägt mein Busen; doch der Mund Mache bei dem Saitenspiele Niemals ihren Namen kund. Reizender ist das Vergnügen In der tiefsten Einsamkeit. Unsre Freuden sind verschwiegen, Ohne Zeugen, ohne Neid. Selbst den Schwur, den wir geschworen, Flüsterten wir leis' am Bach: Eifersucht hat tausend Ohren, Schilf und Bäche plaudern nach. Da wo ihre Heerde spielet, Siehet man die meine nie; Schüchtern und bedächtlich schielet Mein verstohlner Blick auf sie. Unverfärbt hör' ich sie nennen, Sorglos steh ich, wenn sie singt, Und ich scheine nicht zu kennen Ihren Hund, der auf mich springt. Schäfer lernt von feinen Seelen Kalte Worte, kalten Blick! Nicht die Seligkeit erzählen, Sie verschweigen, das ist Glück. Immer, o Geliebte, hülle Unser Bündnis sich in Nacht! Liebe sucht allein die Stille, Wenn sie glücklich ist und macht. Unbedachtsam überfließet Nur ein Thor von seiner Lust; Doch ein kluger Hirt verschließet Selbst den Wunsch in tiefer Brust. Rein und heiß sind meine Triebe; Ewig, ewig bin ich dein, Sage dir daß ich dich liebe, Aber – sag' es dir allein.