Morgen und Mittag In erster Dämmrung aufgegangen Sah ich an deinen zarten Wangen Der Schönheit Morgenroth; Und sank allmächtig hingerißen Und zitternd schon zu deinen Füßen Und ehrte dein Gebot. Und ganz in deinen Blick verloren Sah ich dich damals schon erkoren Der Liebe Königin. Und ehe du Verehrer fandest Und eines Herzen Werth verstandest, Gab ich mein Herz dir hin. Jedweden Reiz sah ich entstehen Und konnte nur dein Auge sehen, Weil sehn noch sicher war; Und dachte nicht die süße, frohe Bescheidne, sanfte Minne drohe Der halben Welt Gefahr. Unwiderstehlich aber wütet Der Schönheit Mittag nun, gebietet, Und Sklaven beten an. Wer darf um ihre Blicke werben? Tod folget ihnen und Verderben, Wenn man nicht hoffen kann. So hebt sich, wenn die ersten Stralen Der Sonn' in Gold den Osten malen, Des Persers Frühgebet, Der, wenn der Mittag ihren Wagen In heißrer Glut heraufgetragen, Erblasset, sinkt, vergeht.