Worte am Hügel Ein Gelegenheitsgedicht an eine Familienmutter Fr.v.H. – Herr, du hast mit vollem Blütensegen Meines Lebens Frühling mir geschmücket, Freudig hab' ich auf des Sommers Wegen Goldne Früchte deiner Huld gepflücket, Treibt der Herbst die Blätter mir entgegen, Ist die volle Traube ausgedrücket Zeig' ich in des heil'gen Weines Schein Dir dein Ebenbild den Menschen rein. Fromme Eltern hast du mir gegeben, Und die klare Seele mir umwand Lieblich leicht ein Leib zu Lust und Leben Daß ich in dem schönsten Vaterland Einer Hebe gleich umkränzt mit Reben An des Rheines deutscher Woge stand, Schönen Gartens, edlen Stammes Blüte, War ich selig, Herr, durch deine Güte. Und du führtest, Herr, auf sanftem Flügel Mich die Jungfrau, wo mein Kranz entsprossen, Hin zu meines Lebens frohem Hügel Wo sich reich die Aussicht mir erschlossen, Und des Heiles Quelle ohne Zügel Sich in meines Lebens Tal ergossen, Und des Hügels Lorbeern zu verschönen Könnt' ich sie mit Myrtenkränzen krönen. Aus des eignen Lebens Frühlingstrieben Sah ich edle Zweige mich umranken, Kinder wurden mir, die treu mich lieben Und dir, Herr, für ihre Mutter danken, Töchter, welche Zucht und Künste üben, Söhne, frei voll göttlicher Gedanken, Und so blühet ewig unverloren, Herr, dein Schatz mir neu aus mir geboren. Alles, was ein Mutterherz ersehnen Was getreue Sorge wünschen mag Ihrer Lieben Leben zu verschönen, Herr, durch dich mir vorbereitet lag, Und so tritt mein Glück in edlen Söhnen Und in frommen Töchtern hell zu Tag, Reich bin ich, der Kinder Geist zu schmücken, Die mich, Herr, durch deine Huld beglücken. Und so seh' ich, Karl, den ernsten Jungen Dort im Bilde sinnend, ernst und klug, Er und deine Welt sind wohl gelungen, Aber ihm scheint sie nicht gut genug, Hat er erst sie in sich selbst errungen Wird ein Lächeln wohl der trübe Zug, Der ihn, wie des Fürsten Bild umschwebet, Der umsonst nach einem Freund gestrebet. Aber hier wie kühn, verliebt, schwermütig, Jugendlich, erwartend, froh und träumend Waffenlustig, launig, keck und gütig Trotzt mein Clemens, sich mit Stahl umsäumend Lieber Jüngling vor Frau Venus hüt' dich, Deren Bild aus goldnen Bechern schäumend Gern der Knaben trotz'ge Locken scheitelt, Und der Stirne freien Plan vereitelt. Und Marie blicket aus dem Bilde Als ob höre sie des Engels Gruß, Also dacht' der Maler sich die milde, Aber ich, ich wünsch' ihr einen Kuß Von des Mondes zauberischem Schilde, Daß sie liebend wiederküssen muß, Könnt' ich ihre stillen Augen schließen; Säh' ich vor Maria Heloisen. Also dacht' ich, da in Dämmerungen Mich die lieben Bilder rings umgeben, Und da ist ein Saitenspiel erklungen, Goldne Töne ernsthaft mich umschweben, Wer hat also kühn den Klang geschwungen? Wer mag also frei die Töne weben, Aus den Tönen spricht ein heil'ger Wille, Bist du es Nanny, meine Ernste, Stille? Liebe Mutter, ja die Stille bin ich, Aber, was da klinget, ist die Liebe, Und weil sie so lieblich klinget, sinn' ich, Ob wohl noch ein Ton unklingend bliebe. Denn mein schweigend Herz liebt Gott so innig Daß ich alles gern zu tönen triebe, Ach zu Tönen, die allein unschuldig Sagen, was die Lieb' der Liebe schuldig. Also spricht ihr Spiel, und bricht in hellen Freuden funkelnd aus und zierlich schlüpfet Wie der Frühling von den Blumenschwellen Fanny vor mir hin und kindisch hüpfet In des zarten Leibes schönen Wellen Unschuld, Anmut, Mutwill frei verknüpfet Und die blonden seidnen Jugendlocken Gaukeln um sie wie des Maies Glocken. Und so kann ich schweigend selig lauschen, Wenn des Lebens Wogen niedereilen Wenn die Töne in die Nacht verrauschen, Was da ewig ist, muß doch verweilen Herr, dann möcht' ich nicht mit Göttern tauschen, Wenn die Kinder all ans Herz mir eilen Und mich also innig kindlich lieben, Weil ich, Herr, vor dir ein Kind geblieben.