Kettenlied eines Sklaven an die Fesselnde zur letzten Stunde des Jahres 1834 geschlossen Einsam will ich untergehen Keiner soll mein Ende wissen Wird der Stern, den ich gesehen, Von dem Himmel mir gerissen, Will ich einsam untergehen Wie ein Pilger in der Wüste. Einsam will ich untergehen Wie ein Pilger in der Wüste Wenn der Stern den ich gesehen Mich zum letzten Male grüßte Will ich einsam untergehen Wie ein Bettler auf der Heide. Einsam will ich untergehen Wie ein Bettler auf der Heide Gibt der Stern den ich gesehen Mir nicht ferner das Geleite Will ich einsam untergehen Wie der Tag im Abendgrauen. Einsam will ich untergehen Wie der Tag im Abendgrauen Will der Stern, den ich gesehen Nicht mehr zu mir niedertauen Will ich einsam untergehen Wie ein Sklave an der Kette. Einsam will ich untergehen Wie ein Sklave an der Kette Blickt der Stern, den ich gesehen Nicht mehr auf mein Dornenbette Will ich einsam untergehen Wie ein Schwanenlied im Tode. Einsam will ich untergehen Wie ein Schwanenlied im Tode Ist der Stern den ich gesehen Mir nicht mehr ein Friedensbote Will ich einsam untergehen Wie der Mond in wüsten Meeren. Einsam will ich untergehen Wie der Mond in wüsten Meeren Wird der Stern, den ich gesehen Jemals weg von mir sich kehren Will ich einsam untergehen Wie der Trost in stummen Schmerzen. Einsam will ich untergehen Wie der Trost in stummen Schmerzen Sollt' den Stern, den ich gesehen Jemals meine Schuld verscherzen Will ich einsam untergehen Wie mein Herz in deinem Herzen. Einsam will ich untergehen Wie mein Herz in deinem Herzen Kehrt der Stern, den ich gesehen Kalt sich ab von meinen Schmerzen Will ich einsam untergehen Wie mein Blick in deinen Blicken. Einsam will ich untergehen Wie mein Blick in deinen Blicken Wird der Stern, den ich gesehen Nicht mehr nickend mich entzünden Will ich einsam untergehen Wie die Blume deiner Lippen. Einsam will ich untergehen Wie die Blume deiner Lippen Zeigt der Stern, den ich gesehen Nicht den Weg mehr durch die Klippen Will ich einsam untergehen Wie mein Kuß an deinen Wangen. Einsam will ich untergehen Wie mein Kuß an deinen Wangen Bricht der Stern, den ich gesehen Nicht mein Herz mehr mit Verlangen Will ich einsam untergehen Wie die Träne dir im Busen. Einsam will ich untergehen Wie die Träne dir im Busen Weckt der Stern, den ich gesehen Mir nicht lächelnd mehr die Musen Will ich einsam untergehen Wie mein Dank zu deinen Füßen. Einsam will ich untergehen Wie mein Dank zu deinen Füßen Wird der Stern, den ich gesehen Nicht mehr mild mein Leid versüßen Will ich einsam untergehen Wie mein Licht in deiner Sonne. Einsam will ich untergehen Wie mein Licht in deiner Sonne Bricht der Stern, den ich gesehen Wie mein Blick in dir du Wonne Will ich einsam untergehen Wie dein Nam' in Todes Munde. Einsam will ich untergehen Wie dein Nam' in Todes Munde Taut der Stern, den ich gesehen Nicht mehr Lindrung meiner Wunde Will ich einsam untergehen Wie ein Kind stirbt, eh' geboren. Einsam will ich untergehen Wie ein Kind stirbt, eh' geboren Geht der Stern, den ich gesehen Geht dein Stern mir je verloren Will ich einsam untergehen Wie mein Herz vor dir Cäcilie. Einsam will ich untergehen Wie mein Herz vor die Cäcilie Lacht der Stern, den ich gesehen Mir nicht mehr auf dir du Lilie Will ich einsam untergehen Wie allein, allein, alleine. Einsam will ich untergehen Wie allein, allein, alleine Blitzt der Stern, den ich gesehen Nicht in Tränen die ich weine Will ich einsam untergehen Wie arm Lind fleht bitte, bitte. Einsam muß ich heim nun gehen Auf arm Lindis »bitte, bitte,« O mein Stern, dein süßes Flehen, Wenn du wüßtest, was ich bitte Hätte mir noch zugesehen, Bis mein Herz brach in der Mitte. Einsam muß ich heim nun gehen Und mein Herz brach in der Mitte, Stern, du hast mich angesehen, Hast gefesselt meine Schritte, Mußt doch einsam untergehen Wie dies Jahr zur zwölften Stunde. Untergehen, auferstehen Stern der Lieb' – jetzt schlägt die Stunde! Stern willst du jetzt schlafen gehen? Tauch' zu meines Herzens Grunde, Brauchst nicht links nicht rechts zu drehen, Es ist dein und Wund' an Wunde. Wund' an Wunde – o süß Liebchen! Neue Wunde ist das Grübchen, Das der Liebe Stern eindrücket, Wenn entschlummernd süß er zücket, Und verwundend Strahlen schießet Auges Wimper, die sich schließet. Ruh' fein still am kleinen Kissen – Ach ich hab' dran weinen müssen! Sei in Dornen, meine Lilie! Wie ein Rosenzaun, Cäcilie, Soll mein Lieben dich umschließen Dirwärts nur die Rosen sprießen Mirwärts nur die scharfen Dornen, Die mich zum Verbluten spornen. Duftet Rosen ihr der Süßen, Da ich jetzt dies Jahr mit Büßen, Einen dichten Kranz von Schmerzen All erblüht in meinem Herzen, All erbaut in bangem Sehnen All betaut von heißen Tränen, Ihr demütig lag zu Füßen, Ach die ihn nicht von sich stießen, Die ich durfte treu umschlingen Stirb Jahr, nichts mehr kannst du bringen, Selig starb die letzte Rose Still entblättert ihr im Schoße!