Das Menschliche Wissen Du bist bemühet, auszufinden Der Creatur verborg'ne Spur; Du hast gesuchet, zu ergründen Die Wissenschaften der Natur; So sage mir nun einst die Wahrheit, Doch ohne Dunckelheit, mit Klarheit; Was ist denn eigentlich das Licht? Das weis ich nicht. Was ist das Wasser? was ist Erde? Erzähle mir, wie beydes werde, Und wie ein jedes zugericht't! Das weis ich nicht. Was ist das Feur? was sind die Lüfte? Was ist das Trockne? was sind Düfte? Was ist ihr Zweck? was ihre Pflicht? Das weis ich nicht. Was ist doch eigentlich von innen Die wunderbare Kraft der Sinnen? Was das Gehör? was das Gesicht? Das weis ich nicht. Wie kömmts, daß Speisen, die wir schmecken, Uns so verschied'ne Lust erwecken? Gib davon deutlichen Bericht! Das weis ich nicht. Wie kömmt es, daß man fühlt und spühret? Wie wird des Menschen Leib formiret? Mein, sage mir, wie das geschicht? Das weis ich nicht. Wie kömmts, daß etwas lieblich klinget; Die Nachtigall so lieblich singet; Ein Papagoy und Rabe spricht? Das weis ich nicht. Wie kann, wie wir erstaunet schauen, Ein Vogel solch ein Nestchen bauen, Das er ohn' Hand so künstlich flicht? Das weis ich nicht. Wie können denn der Menschen Seelen Mit ihrem Cörper sich vermählen? Gib mir doch davon Unterricht! Das weis ich nicht. So wirst du mir doch Nachricht geben: Wie kömmt es, daß der Todt das Leben Oft so gar plötzlich unterbricht? Das weis ich nicht. Kannst du auf alle meine Fragen Mir denn gar nichts zur Antwort sagen; So zeige mir nun selber an: Was weist du dann? Ich weis: Ich bin. Warum? ich dencke. Ich weis, daß Gott die Erde lencke, Die Himmel, und auch die Natur. Dieß weis ich nur! Ich weis, daß Gott, der Schöpfer, lebe, Und uns so viele Güter gebe, Daß man dafür Ihm dancken soll. Das weis ich wohl. Daß unser Schöpfer alles wisse, Und daß man Ihn bewundern müsse; Daß Er so liebreich, als Er groß: Dieß weis ich bloß! ER will sich hier von uns nicht fassen, Und nur allein bewundern lassen. Dahin nur gehet unsre Pflicht; Und weiter nicht!