Aurikeln im Herbst Indem ich jüngst im Herbst erblickte, Wie, auf das neu, des Gartens-Flur Manch bunt Aurikelchen, als wie im Frühling, schmückte; Ergetzt' ich mich daran. Es war mein Blick nicht nur, Durch ihre Wiederkunft, gerührt; Die Seele selber ward, für Lust, die sie verspührt, Bewegt, erfüllt und eingenommen. Ich hieß das Blühmchen sanft, in meinem Sinn, willkommen! Und fielen, bey der Farben buntem Schein, Mir die Gedancken ein: Es kommt dein wiederhohlter Flor Mir gleichsam vor, Als wenn, vor andern Bluhmen allen, Ein starcker Trieb in deinen Röhren, Den Schöpfer der Natur zu ehren, Geliebte Bluhme, müsse wallen. Es scheint', ob hört' ich dich, mit bunten Lippen, sagen: Noch eh die lange Winter-Nacht Mich zu dem langen Schlaf gebracht, Will ichs vorher noch einmahl wagen, Und, Gott zum Ruhm, noch einmahl Bluhmen tragen. Vielleicht geräth mein spätes Blühen mehr, Als meine Blüth', im Frühling, Gott zur Ehr'! Vielleicht wirft mancher Mensch auf mich mehr, als vorhin, So Blick als Sinn! Vielleicht kann ihn mein fremd- und unverhofftes Blühen, Zu einiger Betrachtung, ziehen Und seinen Geist durchs Ungewohnte lenken, Auf sein- und meinen Herrn zu dencken! Ja, du hast recht, geliebtes Blühmchen, ja! Du hast nicht mich allein, Durch deinen unverhofften Schein, Aufs neue zur Aufmercksamkeit gebracht; Ein jeder fast, wie ich mit Freuden sah, Von Neuigkeit bewogen, Ward, durch geheimen Zwang, zu dir gezogen, Und nahm der schönen Farben Pracht In dir, mehr als vorhin in acht. Ach! möchte doch dein löblich Blüh'n und Grünen, Mit deiner früh- und späten Zier, Geliebtes Blühmchen, denn auch mir Zu einer Folge dienen! Ach, möchte mich dein Beyspiel lehren, Den Schöpfer der Natur, so früh als spät, zu ehren!