Die Bewegung der Sternen Sit Pietas aliis miracula tanta silere, Ast ego Coelicolis gratum reor, ire per omnes Hoc opus, & sacras populis notescere leges. Lucan. Indem ich jüngst, zur Abend-Zeit im Dunckeln Der flammenden Gestirn' ergetzlich helles Funckeln, Womit das tiefe Blau des Firmaments sich schmückte, Mit inniglich gerührter Seel', erblickte; Erfüllete mein reges Blut Dieß Himmels-Feur mit einer Himmels-Gluht. Ich dachte nicht allein Derselben leuchten, strahlen, brennen Mit froher Anmuth nach; es drang der rege Schein Und dieser grossen Cörper Rennen, Ihr feurigs unaufhörlichs Regen, Ihr unbegreiflich schnell Bewegen, Mit welchem sie nie stille stehn, Seit dem sie GOTT erschuff, in meine Seel' hinein. Ich stellte gantz erstaunet mir, Voll Schrecken halb, halb voll Vergnügen, Des Himmels rege Cörper für. Ihr so entsetzlich schnelles Fliegen: Und dachte: Sollt' ein Mensch nur eine Viertel-Stunde In diesem Grentzen-losen Meere Der Tiefen, die unendlich, sehn, Wie Flammen-reich der Himmels-Cörper Heere Daselbst so schrecklich schnell hell durch einander gehn; Wie alles sonder Ruh, und doch in Ordnung schwebe, Wie so viel Welte sich in solcher Eile lencken, Und wirbelnd durch einander schwencken; Unmöglich könnt' er anders dencken, Als daß der gantze Himmel lebe. Fast halb entzückt durch die verhimmelnden Gedancken Zieht gleichsam sich mein Geist aus seines Cörpers Schrancken, Und wagt es, sich mit allem Dencken Ins tiefen Himmels tiefste Tiefe, So tief ihm möglich, einzusencken. Jetzt bin ich da. Mein Gott! welch eine Schaar Von leuchtenden Planeten, welche sich So lieblich hell, als schnell und fürchterlich, Bewegen, drehn, und ohn' verweilen, Wie Blitze, durch einander eilen, Wird mein erstaunter Geist gewahr! Welch ein entsetzlich grosses Gantz, Gefügt von Strahlen, Licht und Glantz, Stellt meiner Seelen Blick sich dar! O Gott! wie wird, bey solcher regen Gluht, Mir doch zu Muth! Ob diesen herrlichen Ideen, Die mir hiebey in meiner Seel' entstehen, Und die ich selbst nicht fassen kann, Tritt mich ein Seelen-Schwindel an. Der Geist, samt aller Kraft, wird gleichsam hier verschlungen, Mein Dencken mit wird ümgeschwungen. O Gott! wo ist von Deiner Macht Im gantzen Reiche der Natur Ein mehr beweisender Beweis? was zeigt die Pracht Und deine Majestät doch herrlicher? Wo weist in seinem Werck der wahre Schaaren-Herr Sich prächtiger und würdiger? Und dennoch kommt dieß alles mir, Wenn ich sein' Allmacht überlege, Und, bey der Creatur, den Schöpfer selbst erwege, Nicht anders für: (Indem ein Diamant aus viel polirten Spitzen Viel Lichter lässt auf einmahl blitzen) Als wär' der gantze Raum voll Glantz, ein Diamant An unsers Schöpfers Allmachts-Hand.