Das Feuer Lev. XI, 24. Da erschien die Herrlichkeit des Herrn allem Volck. Denn das Feuer kam aus von dem Herrn. 1. Gott, Du ewigs Feur der Liebe! Ewig-undurchdringlichs Licht, Ach! versage mir die Triebe Deines reinen Feuers nicht! Laß, zu Deines Namens Ehren, Mich vom Feur, was wahr ist, lehren! Laß mich Deiner Gnaden Schein Hierzu Licht und Leit-Stern seyn! 2. Aller Cörper Tod und Leben, Schön- und schrecklichs Element! Nichtes kann dir wiedersterben, Alles wird von dir getrennt, Alles wird durch dich erhalten, Du verneuerst die Gestalten, Du beleb'st, erwärmst, ernährst, Du verstöhr'st, zertheilst, verzehrst. 3. Wer kann nach Verdienst erhöhen Deinen Nutzen, deine Pracht? Wer kann ohne Schrecken sehen Deinen Grimm und deine Macht? Oefters scheinen deine Flammen Von dem Himmel abzustammen, Aber oft gleicht deine Wuht Einer rechten Höllen-Gluht. 4. Nichts könnt' auf der Welt bestehen Ohn' des Feuers Licht und Macht, Alles würd' im Frost vergehen, Und in ewig-finstrer Nacht. Würde nicht das Rund der Erden Unfruchtbar und starre werden? Ja ein undurchdringlichs Eis Decket' ewig ihren Kreis. 5. Wer nur bloß das Licht erweget, Welches Gottes Wunder-Hand, Nebst der Wärm', ins Feur geleget, Durch so wunderbaren Band; Muß ja wohl mit Recht gestehen, Daß von allem, was wir sehen, Was man auch für schön sonst hält, Doch nichts schöners auf der Welt. 6. Licht ist unsers Lebens Qele, Und sein Freuden-voller Schein Scheint vielmehr der Erden Seele, Als was Cörperlichs, zu seyn. Ob es alles gleich entdecket, Ist es selbst doch sehr verstecket. Alles wird durchs Licht erkannt, Und doch fasst es kein Verstand. 7. Wenn man Aug' und Sinnen wendet Auf ein Strahlen-reiches Licht, Wird so Witz als Blick geblendet, Man begreift sein Wesen nicht. Doch die meisten Weisen meynen, Daß die Cörper, welche scheinen, Und voll Licht sind, insgemein Alle müssen feurig seyn. 8. Nur die Sonne, Feur und Sternen Sind in ihrem Wesen hell. Die Erfahrung lässt uns lernen, Daß, was licht, sehr leicht und schnell, Daß es rund, doch recht wie Spiesse, Unzertrennlich auf uns schiesse, Und da, wo es nicht durchdringt, Alsbald wieder rückwärts springt. 9. Trifft es aber unsre Blicke, Die fürs Licht geschaffen seyn; Springt die Schärfe nicht zurücke, Sondern dringt ins Aug' hinein, Da die Seel' es alsbald spühret, Wenns der Augen Nerven rühret, Wie sie das, was hitzt und kühl't, Durch die andern Nerven fühl't. 10. Wenn nun, durch ein sanftes Regen Und durch ein gemässigt Licht, Diese Nerven sich bewegen; So vergnügt sich das Gesicht. Aber rührt sichs zu geschwinde, Spühr' ich alsbald und empfinde Solchen Schmertz, wie wenn die Hand Durch ein Feuer wird gebrannt. 11. Dieses Lichtes reine Quelle Ist die Sonne, deren Pracht Alle Himmels-Theile helle, Alle Cörper sichtbar, macht, Die ein Circkel-rund Gefässe Von verwunderlicher Grösse, Drin das erster' Element Unzertrennlich strahl't und brennt. 12. Welches, wie man itzo meynet, Von des Himmels Stoff umringt, Der es dergestalt verzäunet, Und von allen Seiten dringt, Daß es einer Kugel gleichet, Die nie aus einander weichet, Sondern, rings umher begrentzt, In vereinten Kräften gläntzt. 13. Die vereinten Kräft erregen In dem Cörper, der sie drückt, Ein beständiges Bewegen, Das die Theilchen rückwärts schickt, Die sich drengen, pressen, reiben, Und so lang' einander treiben, Bis das äusserste zuletzt Unser Aug trifft und ergetzt. 14. Aber wie es so geschwinde Durch so weite Wege bricht, Wie ich augenblicks empfinde Das gewünschte Morgen-Licht, Wann die Erd' ins Licht-Reich steiget; Wie, wann sich die Sonn' kaum zeiget, Man das Licht gleich sehen kann, Zeiget dieses Gleichniß an. 15. Wenn von einem langen Spiesse Dieß End' mich, dich das, berühr't, Und ich auch nur sanfte stiesse, Wird von dir so gleich gespühr't, Wie die Spitze durch dich gehe, (Ob ich gleich von ferne stehe) Weil mein Stoß und deine Pein Gantz zugleich gebohren seyn. 16. Eben in so schneller Eile Drengen, durch des Höchsten Wort, Sich des Lichtes runde Theile: Eines stösst das andre fort, Und da sie, wie wir verspühren, Sich unmittelbar berühren; Braucht die rege Heiterkeit Kurtzer, ja fast keiner, Zeit. 17. Sondern in dem Augenblicke Wenn wir ihre Quelle sehn, Regen die sich, die zurücke, Durch die, welche nahe, stehn, Und, weil alle Himmels-Kreise Auf so wunderbare Weise Hiermit angefüllet sind, Wirckt die Sonne so geschwind. 18. Also nehmen seine Schätze Die Bewegungs-Regeln an, Ihrer Ordnung und Gesetze Ist das Licht auch unterthan, Strahlen, die gerade fallen, Strahlen, welche rückwärts prallen, Weil sie von verschied'ner Kraft, Zeigen diese Eigeschaft. 19. Wenn die Sonne weit zurücke Mit dem Süd-Pol sich vereint, Und mit einem Seiten-Blicke Unsern Land-Strich nur bescheint; Kann so Aug' als Haut verspühren, Wie wir Wärm' und Licht verliehren. Denn von ihrem Wunder-Licht, Trifft dann eine Hälft' uns nicht. 20. Oft empfinden unsre Blicke Ein geschwächtes Gegen-Licht Das vom Gegenstand zurücke Sich im Winckel gleichsam bricht, Wie denn, ob mans gleich nicht meynet, Uns im Mond die Sonn' anscheinet, Die des Tages güld'ne Pracht Mildert und zu Silber macht. 21. Aber wenn die Sonn' hingegen (Wie mans nennt) im Leuen blitzt, Und die Luft in schwühlen Tägen Durch geradern Strahl erhitzt: Wenn sie sich auf allen Seiten Norden-wärts sucht auszubreiten; Alsdann trifft ihr Feur und Glantz Uns erst ungetheilt und gantz. 22. Durch des Lichtes helle Strahlen Und derselben rege Pracht, Wenn sie alle Dinge malen, Schmückt sich alles, alles lacht. Aller Farben funckelnd Prangen Hat vom Licht ihr Seyn empfangen; Was ihr Wesen schönes hat, Ist des Lichts verschied'ner Grad. 23. Wenn uns früh die Sonn' anblicket, Sieht man, wie sich Wald und Feld Mit so schönen Farben schmücket; Aber, deckt die Nacht die Welt, Und die Sonn' ist untergangen; Schwindet aller Schönheit Prangen, Und der Farben heller Schein Schlucken dunckle Schatten ein. 24. Kann man also deutlich spühren, Daß die Farben anders nichts, (Wenn sie unser Auge rühren) Als ein Gegenschein des Lichts, Welches auf die Cörper dringet, Und, indem es rückwärts springet, Anders, als man sonst gemeynt, Auf verschied'ne Weise scheint. 25. Wie das Licht im Wiederprallen Farben zeuge, wird erkannt, Wenn ein Drey-Eck von Krystallen, (Welches Prisma wird genannt) Von der Sonnen Strahl erhellet, Uns vor Augen Farben stellet, Deren bunter Wunder-Schein Nimmer kann im Glase seyn. 26. Gleichfalls weist der Regen-Bogen Und der Lüfte heitres Blau, Der bewölckten Wasser-Wogen Purpur, Silber, Gelb und Grau, Samt der Wolcken bunten Bildern, Daß sie nur mit Licht sich schildern, Daß die Farben nichts, als Licht, So sich unterschiedlich bricht. 27. Seine kleinen runden Theile Drehn und ändern sich so leicht, Daß es nemlich oft in Eile Sich auf alle Farben zeucht. Denn, wenn es durch Cörper strahlet, Die gefärbet und bemalet, (Als ein Vorhang und ein Glas) Wirds oft blau, oft roth, oft blaß. 28. Dieses zeigt sich dem Gesichte: Lässt ein Glas mit rothem Wein, Wenn es nahe bey dem Lichte, Auch nicht einen rothen Schein Auf das weisse Tisch-Tuch fallen? Dieß geschicht durch Wiederprallen, Da der Strahl das Auge rührt, So wie ihn das Glas formir't. 29. Wir verändern die Gedancken Selbst von Farben oftermal. Denn so scheinet vielen Krancken Oefters gelb, grün, schwartz und fahl, Braun und häßlich das, was ihnen Sonsten weiß und schön geschienen, Ja vom Licht, das sonst ergetzt, Wird ein kranck Gesicht verletzt. 30. Was da leb't, und was nicht lebet, Alles, Thiere, Holtz und Stein, Ist so wunderbar gewebet, Daß, so bald des Lichtes Schein Ihrer Flächen Aeussers rühret, Man nicht ohn' Vergnügen spühret, Wie's in mancherley Gestalt, Die man Farb' heisst, rückwärts prallt. 31. Denn, nachdem die Cörper dichte, Rauh und glatt sind, hart und weich, Scheinen sie auch dem Gesichte Schwartz entweder, oder bleich. Ist ein Cörper rauh und feste; Treiben seine Theil' und Aeste Des emfund'nen Lichtes Blick Ungetrennt und weiß zurück. 32. Aber wenn der Cörper Theile, Recht wie Spitzen, aufwärts stehn; Sencken sich des Lichtes Pfeile, Sonder daß sie rückwärts gehn, Und versincken in den Gründen. Also, wenn wir nicht empfünden Licht und Strahl im Wieder-Schein; Schien' ein Cörper schwartz zu seyn. 33. Daß hierin die Schwärtze stecke, (Ob es mancher gleich verlacht) Zeigt der dunckeln Wolcken Decke, Zeigt der Schatten, zeigt die Nacht, Zeiget sich in tiefen Grüften: Als in deren dicken Düften Sich der Strahl des Lichts verliehrt, Draus allein die Schwärtze rührt. 34. Hieraus nun ist leicht zu schliessen, Daß aus eben diesem Grund Auch die Mittel-Farben fliessen, Purpur, gelb, grün, blau und bunt. Wenn die Theile, wie wir finden, Sich verschiedentlicht verbinden; Spühr't man auch, daß sich das Licht Auf verschied'ne Weise bricht. 35. Sind die Cörper dick und dichte; Färben sie des Lichtes Schein, Wann sie angestrahl't vom Lichte. Aber die durchsichtig seyn, Wie Luft, Wasser und Krystallen, Lassen alles durch sich fallen. Nicht das Licht noch unser Blick Prallt davon auf uns zurück. 36. Denn die haben aller Orten, Wo man hinsieht, ohne Zahl Kleine gantz gerade Pforten, Wodurch unser Augen-Strahl, Nebst dem Licht, gerade dringet, Sich nicht biegt, nicht rückwärts springet, Sondern durchstreicht, so daß man Alles durch sie sehen kann. 37. Aus getheiltem Stoff bestehen Luft und Wasser, Wenn sie rein, Wodurch ungehindert gehen Augen, Licht und Sonnen-Schein. Aber wenn die Fluht beflecket, Und ein Duft in Lüften stecket; So durchdringet Blick und Licht Die vermengten Cörper nicht. 38. Glas hingegen und Krystallen Sind an sich zwar hart und fest, Doch weil's Licht, durch sie zufallen, Sich dennoch nichts hindern lässt; Müssen kleine leere Lücken Sich zu seinem Durchbruch schicken, Die für Wasser, Luft und Wind Dennoch undurchdringlich sind. 39. And're Cörper. die dem Lichte Keinen Durchgang zugestehn, Sind entweder allzudichte, Oder, wie wir klärlich sehn, Haben Oeffnungen bey Haufen, Die jedoch nicht Strich-weis laufen, Sondern wunderlich verschrenckt, Daß kein Licht dadurch sich senckt. 40. Sehet bey recht heiterm Wetter Dick-belaubte Wälder an, Wie die Sonne durch der Blätter Dichtes Dach nicht dringen kann, Weil, wenn gleich der Wind sich reget, Eins sich übers andre schläget, Und dem Licht im Wege steht, Daß sein Glantz nicht durch sie geht. 41. Wenn man alle Ding' erweget, Was in Luft und Wasser steckt, Was der Erden Fläche heget, Was ihr tiefer Schooß verdeckt; Muß man endlich dieß gestehen: Alles, was die Augen sehen, Aller Dinge Farben seyn Nichts, als Sonn' und Sonnen-Schein. 42. Da wir nun den Grund beachtet Von des Feures Lichtes-Kraft, Und nach Möglichkeit betrachtet Seines Glantzes Eigenschaft; Auf! auch ferner zu erkennen Seine Schnelligkeit im Brennen, Wärme, Leben, Nutz und Pracht, Grimm, Gefrässigkeit und Macht. 43. Schrecklich ist die Macht der Flammen, Wenn sie wütet, anzusehn. Wenn sich Dampf und Feur zusammen In verwirrte Kreise drehn, Sich mit Prasseln aufwärts schwingen, Sich gebähren, sich verschlingen; Gleichet die geschwärtzte Luft Eines Feuer-Ofens Gruft. 44. Mit Gezisch, Gebrüll und Krachen Oeffen sich bald hier, bald dort, Tiefe dunckel-rothe Rachen, Voll Verheerung, Tod und Mord, Und wann drey-gespitzte Zungen Sich gefrässig umgeschwungen; Speyen sie in heissem Hauch Asche, Funcken, Dampf und Rauch. 45. Wenn sie sich ergrimmet strecken Aus der Tiefe hoch hinauf, Brechen sie die Luft: Sie lecken Gar das Wasser zischend auf. Sie verschlucken, sie zerstechen, Sie zermalmen, sie zerbrechen Alle Dinge: Stahl und Stein Schlingt ihr heisser Schlund hinein. 46. Die erzürnten Flammen zwingen, Was die Erd' hervor gebracht: Selbst die starren Felsen springen Durch der Hitze strenge Macht. Mit Erschüttern, Krachen, Knallen Hör't man sie in Graus zerfallen, Und das Stürtzen ihrer Höhn Ist erschrecklich anzusehn. 47. Drücken nicht aus ihren Röhren Berge, welche Feuer speyn, Denen, die es auch nur hören, Grausen, Furcht und Schrecken ein, Wann, in ihren holen Bäuchen, Den entbrannten Feuer-Schläuchen, Die ein fetter Schwefel füllt, Alles orasselt, kracht und brüllt! 48. Wann der luckre Boden zittert, Wann der gantz versengte Grund Durch der Winde Wuht erschüttert, die der Felsen holer Schlund Zu zerprengen, zu zerreissen, Und zu stürtzen sich blefleissen, Wann so gar des Meers Fluth Kocht durch die gepresste Gluht. 49. Alles berstet und zerspringet, Alles brüllet, beb't und kracht. Aus der Berge Gipfeln dringet Eine dicke dunckle Nacht, Die sich stets in Kreise schwinget, Alles, was man sieht, verschlinger, Ja sie schwärtzt des Mittags Schein, Nimmt den gantzen Luft-Kreis ein. 50. Schrecklich sind die schwartzen Schatten, Aber doch so schrecklich nicht, Als wenn sich mit ihnen gatten Rother Flammen Blitz und Licht; Welche, wann sie aufwärts steigen, Eine falbe Dämm'rung zeigen. Alles scheint durch Rauch und Gluht Schwartz wie Kohlen, roth wie Blut. 51. Licht und Nacht hält hier zusammen Einen recht ergrimmten Kampf. Oefters fressen wilde Flammen Den gewölckten schwartzen Dampf: Oft, wenn dieser sich verdicket, Wird der Schein der Gluht ersticket, Bis ein gräßlich Schwefel-Licht Wieder durch das Finstre bricht. 52. Dessen fürchterliches Funckeln Asche, Schlacken, Graus und Stein Oefters wiederum verdunckeln, Bis aufs neu mit trübem Schein Durch verbannter Felsen Stücken Aufgeborst'ne schwartze Lücken Sich die rothe Flamme spitzt, Leuchtet und erschrecklich blitzt. 53. Doch ist nichts so ungeheuer, Als wenn durch der Felsen Fall Sich ein unauslöschlich Feuer Von geschmoltzenem Metall, Wie ein tiefer Strohm, ergiesset, Der, wann er vorüber fliesset, Alles stürtzt, zermalmt, verheert, Und das Unterst' oben kehrt. 54. Wenn mit Prasseln, Knallen, Zischen, Schwefel, brennend Pech und Hartz, Fliessend Bley und Sand sich mischen, Wann dieß Meer bald blau, bald schwartz, Felsen, welche glühen, weltzet, Selbst den Boden frisst und schmeltzet, Sich in rothe Wellen bäumt, Rauch und Funcken von sich schäumt. 55. Da ich bey mir überlege Der verzehrn'den Gluht Gewalt: Graust mir recht, wenn ich erwege Der verbrannten Welt Gestalt, Wenn der gantze Kreis der Erden Soll durchs Feur verheeret werden, Wenn die Welt, zur Straf' gereift, In ein Flammen-Meer ersäuft. 56. Welch ein Anblick voller Schrecken, Wann den Erd-Kreis überall Flammen, Graus und Kohlen decken; Wann, mit ungeheurem Knall, Sich die Berg' herunter weltzen, Felsen und Metallen schmeltzen, Gluht und Fluth im Kampf sich mischt, Alles lodert, braust und zischt. 57. Wann in unterird'schen Klüften, Die mit Schwefel angefüllt, Auch in dunckel-rothen Lüften Ein beständ'ger Donner brüllt, Alles spaltet, stürtzt, zersplittert, Bricht, zertrümmert, und erschüttert, Wann der Himmel Strahlen schneit, Und die Erde Flammen speyt. 58. Wenn das Meer nur Schwesel-Bäche, Statt des Wassers, in sich zieht, Wann die ungeheure Fläche, Wie ein rothes Eisen, glüht, Wann sich Flammen-Wellen thürmen, Den verbrannten Strand bestürmen, Der, wie felsicht gleich sein Fuß, Doch wie Wachs zerschmeltzen muß. 59. Da denn, wann der Damm zerfliesset, Der bisher die Gluht umschrenckt, Sich das Feuer-Meer ergiesset, Alle Welt bedeckt, ertränckt, Ueberschwemmet, stürstzt, durchdringet, Frisst, verzehret und verschlinget, Alles schmeltzt, vereint, zerstöhr't, Alles in sich selbst verkehrt. 60. Wo sind dann der Wocken Stützen, Atlas, Taurus, Caucasus? Von der Alpen schroffen Spitzen Samt den tiefen Felsen-Fuß, Die, als wie ein Dampf, verschwunden, Wird die Stelle nicht gefunden! Keine Spuhren sind zu sehn Von den ungeheuren Höhn. 61. Alles fällt und fliesst zusammen, Alle Bilder der Natur Sind im Klumpen rother Flammen Bloß ein' einzige Figur. Nichts hat Umkreis und Gestalten Unterschied und Maaß behalten: Ein entsetzlichs feurigs Ein Ist nunmehro allgemein. 62. Dieses Bild schreckt Hertz und Augen, Durch so gräßliche Gestalt, Daß sie ferner nicht mehr taugen, Von der letzten Gluht Gewalt, Etwas festes zu gedencken. Wannenhero wir uns lencken, Statt des Feuers Grimm: Wie schön Und wie nützlich es, zu sehn. 63. Doch erweg't vorher mit Dancken Gottes Allmacht bey der Gluht, Der so wunderbare Schrancken Ihrer all-verzehrn'den Wuht, Die sich selber zeugt, gesetzet, Daß sie, nur gereitzt, verletzet, Da das Feur doch allgemein, Und in jedem Kiesel-Stein. 64. Ja, wenn es auch schon entglommen, Daß, wie wütend gleich der Brand, Er zu weit nicht möge kommen, Und zu sehr nehm' überhand; Setzet Gott der Gluht Vermögen Einen starcken Feind entgegen. Denn des Wassers kalter Saft Löschet ihre wilde Kraft. 65. Aber lasst uns weiter gehen, Und des Feuers Glantz und Licht, Wirckung, Nutz und Schönheit sehen! Wie viel Völcker glauben nicht, Daß unmittelbar die Flammen Eintzig von dem Himmel stammen? Wie das Feur denn in der That Wenig Ird'sches an sich hat. 66. Wenn wir von des Feures Wesen, Ursprung, Stoff und wahrem Seyn Aller Weisen Schriften lesen; Ist der Zwiespalt allgemein, Wie in allen andern Sachen. Jeder will hier Schlüsse machen, Jeder giebet uns Bericht, Keiner sagt: Ich weis es nicht. 67. Jedes Meynung herzuschreiben, Brächt' uns aber allzuweit; Darum wir bey denen bleiben, Die allein zu unsrer Zeit, Was in der Natur zu finden, Sich bestrebet zu ergründen, Weil sie doch (wie klar zu sehn) Weiter, als die Alten, gehn. 68. Der spricht: Ird'sche spitze Theile Sind vom ersten Element In unglaublich schneller Eile Umgetriebn, wenn was brennt. Wodurch sie denn alles trennen Und in sich verzehren können, Was man Cörperliches findt, Weil sie hart und spitzig sind. 69. Dieser sag't: Des Feures Hitze Hat gantz einen andern Grund: Seine Theilchen sonder Spitze Sind beweglich klein, und rund. Dort lässt uns ein andrer lesen, Daß des Feuers wahres Wesen Ohne Bildung und Figur Sey die Seele der Natur. 70. Jener wil, daß alle Dinge Bläsgen seyn aus Luft und Licht, Und daß dieß in jene dringe: Da denn, wann, wie oft geschicht, Gar zu viel in wenig dringen, Jene Bläsgen schnell zerspringen. Hieraus nun bestünd' allein Die Bewegung, Hitz' und Schein. 71. Kälte, spricht er, zieht zusammen, Druckt und hemmt der Säfte Lauf; Dahingegen lösen Flammen Aller Cörper Wesen auf, Dehnen aus, zerreissen, trennen Das, worin sie dringen können, Und das dieser Wirckung Spur Schlisset er der Gluht Natur. 72. Jener schreibet, daß die Flamme Die so seltne Wirckung thut, In beständ'gem Ausfluß stamme Aus der unter ird'schen Gluht, Daß die stetig auswärts quille, Alle harte Cörper fülle, Daraus man sie in Funcken treibt, Wenn man zusammen reibt. 73. Ferner glaubt er, daß die Hitze, Die in unsrer Erden glüht, Aus der Sonnen Gluht und Blitze Sich daselbst zusammen zieht, Ja er spricht: Die Welt kann spühren, Wenn sie Sonnen-Strahlen rühren, Daß sie nicht so wohl gerührt, Als vielmehr getriben, wird. 74. Woraus erst die Wärm' entstehet, Welche, wenn sie sich vermehrt, Sich (wie ihrs am Brenn-Glas sehet) In ein helles Feur verkehrt, Welches sich geschwind entzündet, Sonderlich wanns Cörper findet, Welche fett und schweflicht sind: Auch vermehrt es sehr der Wind. 75. Dieses sind verschied'ne Lehren, Welche meist, was dunckel ist, Durch was duncklers noch erklähren, Weils doch keiner recht ermisst. Drum ich von des Feures Wesen Ferner keinen Sterit mag lesen, Und mich bloß, zu Gottes Ehr', Zu des Feures Nutzen kehr'. 76. Auf was Weise nun die Flammen Meistens pflegen zu entstehn, Und woraus dieselben stammen, Kann man auf zwey Arten sehn, Wenn man durch ein Brenn-Glas zündet, Da man alsbald Feuer findet. Auch wird es sehr sehr schnell erregt, Wenn man Stahl an Steine schlägt. 77. Wenn das Brenn-Glas viele Flammen, Wovon unser Luft-Kreis glüht, Auffasst, häft't, und sie zusammen In ein enges Pünctgen zieht, Und die Stelle das Gedrenge Der vereinten Strahlen Menge Ferner nicht mehr fassen kann, Fängt es Feur und zünd't sich an. 78. Aber, wann aus harten Dingen, Die man reibet, Feuer fliegt; Scheinen Bläsgen zu zerspringen, Drin das Licht verborgen liegt, Das sich denn in andre drenget, Und auch selbige zersprenget, Da es oft viel Unglück stift't, Wenn es was verbrennlichs trifft, 79. Viele neue Weisen meynen, Daß fast alle Cörperlein, Ob sie gleich nicht helle scheinen, Voller Feuer-Theilchen seyn, Wenn die gnugsam kleinen Theile, Nun in gnugsam schneller Eile, (Sprechen sie) nur sind bewegt, Wird unfehlbar Feur erregt. 80. Anderwerts hab' ich gelesen, Daß die heiss' und rege Gluht, Eben auch ein fliessend Wessen, Wie die Luft und wie die Fluth, Daß, wie jene, voller Kräfte Sie sich an die Cörper hefte, Die dadurch zusammen gehn, Folglich auch aus Feur bestehn. 81. Wenn ein Cörper angezündet, Macht des Feures Kreis der Kraft, Der sich gleichsam um ihn windet, Seine Flamme; denn der Saft, Den ein Cörper in sich schliesset, Lös't sich durch die Hitz', und fliesset, Wird zur Flamme, die erhält Ihre Gluth vor Luft und Kält'. 82. Denn die Luft, die sie umschrencket, Drückt und drengt sie rings umher, Darum sie sich aufwärts lencket, Weil die Last allzuschwer, Und es ziehen sich die Flammen In die Höhe spitz zusammen, Die sonst frey, im runden Schein, Würden eine Kugel seyn. 83. Recht wie nimmer stille Wellen Einer ungestühmen Fluth Rauschen, brausen, aufwärts schwellen, Rauschet, braust und schwellt die Gluht, Nur daß die sich wieder sencket, Diese sich stets aufwärts lencket, Weil die Luft das Wasser reg't, Da die Gluht die Luft beweg't. 84. Wenn die Straheln sich erhöhen; Ist die funckelnde Gestalt Schön, doch schrecklich, anzusehen, Weil die heftige Gewalt, Wodurch sie sich aufwärts schwinget, Alle Dinge schnell durchdringet, Alles trennnet, was man find't. Weil die Theilchen spitzig sind. 85. Wenn wir bey dem Feuer sitzen, Und der Gluht zu nahe seyn; So erregen ihre Spitzen, Wie ein Strahl, uns Schmertz und Pein, Weil mit tausend kleinen Pfeilen Sie so Fleisch als Knochen theilen: Ist man aber etwas weit, Spühr't man süsse Laulichkeit. 86. Wenn ein Feuer sich entzünden Und was lange dauern soll; Muß es eine Nahrung finden, Die von solchen Theilchen voll, Welche leichtlich zu zertrennen: Und doch könnt' es noch nicht brennen, Würd' es von der Lüfte Macht Nicht beständig angefacht. 87. Dann, wann Luft und Feuer streiten, Und die Luft stets weichen muß; Fällt dennoch zu allen Seiten Luft in solchem Ueberfluß, Wie ein' unerschöpfte Quelle, Wieder an dieselbe Stelle, Und aus diesem steten Streit Sammt des Feures Flüchtigkeit. 88. Wann nun in sehr grosser Menge Sich der Stoff, der brennt, beweg't; Wird durchs feurige Gedränge In der Luft ein Schein erreg't. Aber wenn was dunckel brennet, Sieht man, daß sichs langsam trennet, Und nur dicken Rauch gebiert, Der sich in der Luft verliehrt. 89. In den schwühlen Sommer-Tägen Wird der regen Flammen Brand Sich so heftig nicht bewegen, Weil die Luft dann ausgespannt, Und ihn nicht so presst, noch drücket: Aber wann die Luft verdicket, Wie im Winter, brennt die Gluht Mit weit gröss'rer Macht und Wuht. 90. Alsdann funckelt, lodert, blitzet, Schnaubt und braust sie mit Gewalt, Wodurch sie weit stärcker hitzet, Wann die Welt erstarrt und kalt. Draus man Gottes Allmacht lernet, Da, wann sich die Sonn' entfernet, Und der Frost die Welt verheert, Sich des Feures Kraft vermehrt. 91. Aufwärts scheint das Feur zu steigen, Aber es ist nur ein Schein. Denn das Pulver kann uns zeigen, Daß vom Mittel-Punct allein Zu dem Kreis, der ihn bezircket, Es mit strengen Kräften wircket, Ja ein' ausgelöschte Kertz Ziehts im Rauche niderwärts. 92. Zwar des Feures Saame stecket Fast in allem, was man sieht, Eingesencket und verdecket, Worin es verborgen glüht. Selbst im kalten Stein' und Eisen, Kann man seine Spuhren weisen, Ja so gar des Meeres Fluth Zeigt im saltzen Schaume Gluht. 93. Sieht man faules Holtz im Dunckeln, Saltze Fische, ja selbst Eis Nicht, wie lichte Kohlen, funckeln? Was sich abzusondern weis Durch der Fäulniß off'ne Röhren, Suchet in die Höh' zu kehren, Und so bald es immer kann, Nimmts der Gluht Bewegung an. 94. Alles harte, was auf Erden, Wird durchs Feuer weich gemacht, Ja die härt'sten Cörper werden, Durch die Gluht, in Fluß gebracht. Dahingegen weiche Sachen Wird das Feuer feste machen, Weils durch alle Lücken dringt, Und die Feuchtigkeit verschligt. 95. Wann die wärsserichten Theile Aus dem Hotz gezogen seyn; Brennet es in schneller Eile, Und verbrennt mit hellem Schein. Alle fette Feuchtigkeiten Brennen gleich auf allen Seiten: Denn in ihrem zähen Saft Steckt des Feures Nahrungs-Kraft. 96. Seine Macht und Wirckung stammet Bloß aus der Bewegung her. Wann die Cörper recht entflammet, Nützet keine Gegenwehr; Alle Bande müssen brechen, Alles kann das Feuer schwächen. Selbst den härt'sten Diamant Zwingt ein gar zu starcker Brand. 97. Damit aber alle Dinge Dieses Elementes Kraft Nicht verstöhre, nicht bezwinge, Ist des Wassers kalter Saft Ihm zum steten Feind gesetzet, Welches kühlet, löschet, netzet, Seine schnelle Wuht bekämpft, Und die wilde Hitze dämpft. 98. Wann des Wassers kleine Schlangen, Welche feucht sind, glatt und kalt, An was brennendes gelangen; Sencken sie sich alsobald In des Feuers off'ne Röhren, Hemmen dadurch und verwehren Die Bewegung; plötzlich zischt Dann das Feuer und verlischt. 99. Weiser Schöpfer, sey gepriesen, Daß du uns für seine Wuht Solch ein Mittel angewiesen, Auch, daß man, wann sich die Gluht Etwan unvermerckt entzündet, Es durch den Geruch empfindet, Daß nicht ein verborg'ner Brand Unverwarnt nehm' überhand. 100. Wann durch Cörper Flammen dringen; So umgiebt die Gluht ein Licht, Aber in verschied'nen Dingen Brennt was, und man sieht es nicht. Wie, daß solches sich eräuget, Ungelöschter Kalck uns zeiget, Der, so bald ihn Wasser netzt, Sich in blinde Flammen setzt, 101. Die vermuthlich dadurch brennen, Wenn sich in des Wassers Saft Seine Theilchen plötzlich trennen, Da durch der Bewegung Kraft, Wenn sie sich einander drengen, Und durch reiben, stossen, sprengen Alles durch einander geht; Solch ein fressend Feur entsteht. 102. Und aus diesem ist zu schliessen, Wie sichs in der Unter-Welt, Wo so strenge Ströme fliessen Durch verschied'nen Kies, verhält: Da der wilden Fluth Gedrenge Bald die Kalck- bald Schwefel-Gänge Durchs Zerreiben schnell entzündt, Daher Feuer-Berge sind. 103. Ob nun solche Feuer-Klüfte, Die wir oft mit Schrecken sehn, In dem Abgrund ird'scher Grüfte Durch Bewegung bloß entstehn; Oder ob in tiefen Gründen Wircklich wahres Feur zu finden, Ja so gar ein Sonnen-Licht, Weis annoch die Menschheit nicht. 104. Wie denn selbst der Mensch empfindet, Daß in Adern sich das Bluth Fast auf gleiche Weis' entzündet, Wenn die warme Circkel-Fluth Durch Verstopfung wird gedrücket, Tobet, gährt und sich verdicket; Nimmt ein übermachter Brand Plötzlich bey uns überhand. 105. Alsdann schäumet, rennet, kochet Und verkocht der Lebens-Saft: Das beklemmte Hertze pochet Und versucht, mit aller Kraft, Daß durch die verstopften Gänge Das gestockte Blut sich drenge. Dieses zeuget Frost und Hitz', Diese Pein und Aberwitz. 106. Dahingegen das Gemüthe Einer süssen Ruh geniesst, Wenn ohn' Hind'rung das Geblüthe Durch die off'nen Adern fliesst. Eine Lebens-reiche Wärme Nährt das schlüpfrige Gedärme, Wenn der ungehemmte Geist Mit dem Blut' im Circkel fleusst. 107. Diese Wärm' ist Licht und Leben, Diese muß der gantzen Welt Ihre Daur und Nahrung geben, Nichts ist sonst, daß sie erhält. Ja wenn ich vom Feur und Lichte Meine Meynung recht berichte; Deucht mich, daß aus Licht allein Alle Ding' entstanden seyn. 108. Gott ist ja ein ewigs Wesen, Foglich auch ein ewigs Licht, Wie wir solches klärlich lesen, Und Er Selbst so von Sich spricht, Woraus wir denn folgern müssen: Daß kein' ew'ge Finsternissen: Weil ja sonst, nach dieser Lehr', Gott und Nacht gleich ewig wär'. 109. Sondern, wie Gott schaffen wollen, Muß durch Seiner Liebe Schein Finsterniß aus Licht gequollen, Leib aus Geist geworden seyn, Draus das lichteste, vereinet, In viel tausend Sonnen scheinet, Deren Licht, wie hell es leucht't, Nicht ans Unerschaff'ne reicht. 110. Denn es hätt' ein solches Brennen, Solche Klarheit, solch ein Licht Kein Geschöpf ertragen können; Hätte Gott aus Liebe nicht Sein unleidbar Licht gemindert, Seines Wesens Kraft gelindert; Denn wir sehen Seinen Schein Itzt im dunckeln Wort' allein. 111. Dennoch spühr't man, daß das Leben, Ja ein allgemeiner Geist, Drin wir alle sind und schweben, Aus der Sonnen Cörpern fleußt: Daß ein männlichs Feuer quillet, Welches alle Ding' erfüllet, Alles schmückt, erwärmt, ernährt, Wodurch alles wird und währt. 112. Wenn dieß Lebens-Feur verlischet; Starret alles, alles stirbt, Doch bleibts in dem Stoff vermischet, Daß durch Fäulniß nichts verdirbt. Wann die Erde sich beweget, Der Natur-Geist stets sich reget, Immer zeugt und nimmer ruht; Stamm es bloß aus Licht und Gluht. 113. Doch dieß übersteigt die Schrancken und die ausgedehnt'ste Kraft Aller menschlichen Gedancken: Darum ich die Eigenschaft, Und wie sehr die ird'sche Hitze Sonderlich den Menschen nütze, Nur allein zu Gottes Ehr', Zu betrachten wiederkehr'. 114. Welch empfindliches Vergnügen Wirckt des Feures Gegenwart, Wenn wir uns zur Gluht verfügen Dann, wann wir durch Frost erstarrt! Bald wird unser Schmertz vertheilet, Fortgetrieben und geheilet, Gleich wird, was vor Kälte beb't, Durch die Wärm' aufs neu' beleb't. 115. Feuer wärmet, kocht die Speisen, Theilt, vereiniget, vezehrt, Krümmet Holtz, durchdringet Eisen, Schmeltzet, reiniget, bewährt, Trocknet, machet Glas und Spiegel, Backet, brennet Kalck und Ziegel, Leuchtet, heitzet, wenn uns friert, Färbt, erweichet, distillirt. 116. Täglich brät und kocht man Essen, Wer ist aber, der erweg't, Was Gott, der nicht zu ermessen, In die Gluht für Kraft geleg't, Da fast alle Ding' auf Erden Uns durch Feur zur Nahrung werden? Was für uns nicht brauchbar war, Macht die Kraft des Feures gar. 117. In den Kräutern, Thier- und Fischen Steckt für uns ein Nahrungs-Saft, Uns zu stärcken, zu erfrischen: Aber ohn' des Feures Kraft Könnt' aufs wenigst' unser Magen Ihre Härte nicht ertragen, Weder unserm Fleisch noch Bluth, Wären rohe Speisen gut. 118. Ihre Theilchen sind entweder Allzu hart für unser Bluth, Oder auch mit dem Geäder Nicht vereinbar und nicht gut; Feuer kann sie doch erweichen, Daß sie dem Geblüthe gleichen, Daß das, was uns sonst versehrt', In uns selber sich verkehrt. 119. Feuer theilt: Es giebet wieder An die Luft, was ihr gebührt, Und die Asche treibt es nieder Nach der Erd', aus der sie rührt, Wasser machts in Dünsten steigen, Damit es sich nochmahls neigen, Und da, wo es vormahls rann, Wiederum sich sammlen kann. 120. Feur vereinigt Wachs, Krystallen, Ja was unvereinbar scheint. Steine, mancherley Metallen Werden durch die Gluht vereint: Durch die strenge Macht der Falmmen Schweisst der Schmidt den Stahl zusammen, Der uns, wenn er ihn so zwingt, Tausendfachen Nutzen bringt. 121. Sonder Eisen würd' auf Erden Wenig auszurichten seyn, Alles würde wüste werden, Alle Künste gingen ein: Und unmöglich könnt' das Eisen Uns so manchen Dienst erweisen, Würd' es nicht durchs Feures Macht Wunderbar zurecht gebracht. 122. Feur verzehret böse Dünste; Macht die Luft in Zimmern rein. Durch die neu-erfundnen Künste Spengt das Feuer Erd' und Stein, Feur verzehret gantze Wälder, Düngt dadurch die dürren Felder, Ja es frisst die Gluht zugleich Unraht, Heide, Dorn und Sträuch. 123. Holtz, wenn es zur Daur bestimmet, Wir es bey der Gluht gepicht, Durch das Feur wird es gekrümmet Und zum Schiff-Bau zugericht't, Auch zu Fässern, um die Waaren Ueber Land und See zu fahren. Kohlen, Kien-Ruß, Hartz und Theer Kommt aus Holtz durchs Feuer her. 124. Wie die Gluht Metall vereinigt; Trennet sie Metallen auch; Ja sie scheidet, läutert, reinigt Sie zu mancherley Gebrauch. Durch das Feur kann man probiren, Ob sie Schlacken bey sich führen; Ob Gold, Ertz und Silber rein, Das bewährt die Gluht allein. 125. Ist durchs Wasser was verletzet, Macht das Feur es wieder gut: Viele Waaren, die genetzet, Trocknet die gelinde Gluht, Und den Ueberfluß der Säfte Ziehen aus des Feures Kräfte, Wodurch mancher Handwercks-Mann Sein Geschäfft vollführen kann. 126. Die Erfindung, Glas zu machen, Das durchsichtig und doch dicht, Das zu ungezählten Sachen Wunderbar wird zugericht't, Draus man Fenster-Scheiben, Spiegel, Fern-Vergröss'rungs-Gläser, Siegel, Spiel- und Trinck-Geschirr formirt, Wird durchs Feuer ausgeführt. 127. Wer ist wohl, der bauen könnte, Wenn durchs Feuers Hitz und Schein Man den Kalck und Gips nicht brennte, Gleich wie Dach- und Mauer-Stein? Die geschärfte Kraft der Flammen Treibt den Thon so fest zusammen, Daß, vor Regen, Sturm und Wind, Wir beschirmt und sicher sind. 128. Welchen Nutzen, welch Ergetzen Bringet uns sein Schein und Licht? Wann uns Kält' und Frost verletzen, Und die Luft uns drengt und sticht, Wird die Luft durchs Feur zertheilet: Feur beleb't, ermuntert, heilet, Bricht und lindert unsern Schmertz, Und erquickt Leib, Aug' und Hertz. 129. Anmuth, Luft und Nutz gebieret Des stets regen Feures Kraft, Wenn man Kräuter distiliert; Wenn man der Gewürtze Saft Aus den festen Cörpern zwinget, Und in wenig Tropfen bringet: Daraus fliessen mancherley, Farben, Wasser, Arzeney. 130. Alles kann die Gluht zersprengen, Nur was fliesst, zersprengt es nicht, Sondern ihre Kräfte drengen Allgemach durch Hitz' und Licht Sich in alle kleine Theile, Dadurch schwellen sie in Eile, Und der inn're Raum zugleich; Dann zerfliesst es und wird weich. 131. Feuer ist vollkömmlich Meister Jeder Kunst und Wissenschaft. Seiner Blitz-geschwinden Geister Unbegeiflich starcke Kraft Weis fast alles zu bezwingen, Und in and're Form zu bringen. Feur, als König der Natur, Andert Wesen und Figur. 132. Neuen Stoff hervor zu bringen, Unternimmt sich doch kein Brand, Sonsten kann er alles zwingen: Auch den festesten Verband Von der Cörper erstem Wesen Weis das Feuer aufzulösen, Und was unverbindlich scheint, Wird durch seinen Zwang vereint. 133. Unsre Geister selber scheinen Ein behendes Feur zu seyn, Und es wird kein Mensch verneinen, Daß man meistens das allein Herrlich, schön und edel nennet, Worin geistig Feuer brennet: Selbst ein Thier ist so viel wehrt, Als es Feuer heg't und nährt. 134. Wie so schön des Feures Strahlen, Wird hieraus gantz klar erkannt, Da Gott selbst sich oftermalen Ein verzehrend Feur genannt; Sein all-sehendes Gesichte Oefters einem hellen Lichte, Welches undurchdringlich leucht't, In der Bibel selbst vergleicht. 135. Mehr, als dieß, vom Feur zu sagen, Steht in meinen Kräften nicht, Weil, wenn wir zufern es wagen, Das durchdringend'ste Gesicht Doch auf die Natur erblindet. Keiner leb't, der sie ergründet, Und wir scheinen bloß gemacht, Zu bewundern ihre Pracht. 136. Bloß in ihr, an ihren Schätzen, Ordnung, Macht und Majestät Uns in Andacht zu ergetzen, Wie so herrlich alles geht, Mit vergnügtem Sinn betrachten, Und Den über alles achten, Der sie schafft; dieß scheint allein Unsers Lebens Zweck zu seyn. 137. Der Natur und Elementen Ew'ger Schöpfer, sey gepreist! Ach! daß doch wir Menschen könnten Seele, Sinnen, Leib und Geist Bloß zu Deinem Lobe brauchen! Möchte doch in Andacht rauchen Hier und dorten immerdar Unsers Hertzens Danck-Altar! 138. Herr! erleuchte mein Gemüthe, Zünd' in mir Dein Feuer an, Daß ich Deine Macht und Güte Sehn, verstehn und preisen kann! Tilge der Gewohnheit Stärcke, Weil auch Deine größten Wercke Ihr verfluchter Nebel deckt, Und vor unserm Blick versteckt.