Der erste Minnesänger »Blanka, Blanka von Kastilien, Herrscherin ob Frankreichs Lilien, Rein wie sie und kalt wie Schnee! Streng und ernst siehst du mein Minnen, Keinen Blick selbst kann gewinnen Meiner Liebe tiefes Weh!« Thibaut von Navarra's Klagen Sind's, die so allnächtlich tragen Stille Lüfte durch die Au. All' sein Sinnen, all' sein Streben Hat er ihr dahin gegeben, Dieser königlichen Frau. Aber wie der Mond die Bahnen Ziehet, ohne nur zu ahnen Erdenleid, so geht sie her; Lebt in Ludwig ganz, dem Sohne; Den einst schmückt des Heilg'en Krone – Und sein Lieben wird stets mehr! Was dem Mann sonst dünkt das Beste, Kriegsgetümmel, Schlacht und Feste Flieht er wie ein scheues Wild; Keine Wunde kann er schlagen, Im Gefecht, beim wildsten Jagen Steht vor ihm ihr süßes Bild. – Sprach ein Greis zum Vielgetreuen: »Soll dein Gram nicht sich erneuen, Stets, so folge meinem Wort; Liebe gleicht des Südens Blüthe, Treibt im innersten Gemüthe Unaufhaltsam, ewig fort! Kannst sie nicht zum Tod bekämpfen, Aber ihre Schmerzen dämpfen In des Schönen Zauberreich; Nimm den Griffel, nimm die Laute Und, was dir dein Gram vertraute, Ström' es aus in Liedern reich! Nur zum Ruhm der Heldensprossen Hat sich Wort und Ton ergossen, Ungefügig oft und rauh. Rühre du die sanft'ren Saiten, Sing' der Seele Lust und Leiden, Trag' dein Weh im Preis der Frau!« Und Navarra's König lauschet, Mit dem Schwert die Leier tauschet – Ward gesund durch Lied und Ton. Doch seitdem Gedicht und Singen, Liebe wecken, Liebe bringen Und ist Lieb' ihr schönster Lohn! –