Am Baume Am Baum' hab' ich gestanden, Der war so hoffnungsgrün, Nicht lange mehr kann's dauern Und freudig wird er blüh'n. Ein Zweiglein nur streckt trauernd Die Arme nach mir aus, Es ist so kahl und dürre, Schlägt nirgends knospend aus. O, Zweiglein! was erwachest Du nicht im Frühlingshauch? Die Sonne küßt die Fluren, Sie küsset dich ja auch! Lockt nicht des Himmels Bläue, Der lauen Lüfte Weh'n, Dich, wie die Nachbarzweige Im Blüthenschmuck zu steh'n? Laß deine Rinde schwellen Von frischem Lebenssaft – Doch, Zweiglein, ach! ich sehe Dir fehlt die inn're Kraft! Dein Mark, ach! ist erstorben, Vom Winterfrost verzehrt, Dein zartes Leben haben Die Stürme rauh zerstört. Für dich scheint keine Sonne, Weht keine Frühlingsluft, Dir sind die Lenzgefilde Nur eine Todtengruft. – Ich gehe still von dannen, Und denk' an dich zurück, Und an so mancher Herzen Dahin gewelktes Glück. In deren zarte Blüthe Auch drang so eisig Weh'n, Daß unter den Lebend'gen Sie wie Gestorb'ne steh'n!