Charfreitag Charfreitag ist's – da trauert Die ganze Christenheit, Ich traure mehr als die Andern, Mein Herz trägt doppelt Leid. An diesem Tag der Schmerzen Ein theures Herz mir starb, Das beste und das treuste, Das ich im Leben erwarb. O, Christenheit, du trauerst Nach heilig-frommem Brauch, Weil dich noch sanft umwehet Des Einz'gen Geisteshauch. Wie aber muß ich klagen, Die ich den Stern geseh'n, Die Blumie, die so frühe Zur Ruhe mußte geh'n; Die ich den Geist vernommen, Der von den Lippen quoll, Die ich dies Herz besessen Der reinsten Liebe voll. Ein Stück von meiner Seele Mit ihr zu Grabe zog, Ein Stück von meinem Geiste Mit ihr von dannen flog, Ein Stück von meinem Herzen Deckt wieder dunkles Land, Weil sie allein von Allen Es ganz und gar verstand. Charfreitag – düstrer Freitag, Bei deinem Glockenklang Mag manches Herz erbeben Und schlagen schwer und bang, Mag manche Thräne fließen, Und mancher Seufzer weh'n, Doch Niemand kann dir trüber Als ich in's Antlitz seh'n!