Huldigungslied Wär' ich doch so hold, wie jener Freund der Liebeskönigin; Oder nur ein bißchen schöner, Als ich Armer jetzo bin! Denn von einem hübschen Knaben Fühltest du vielleicht den Schmerz, Und verschmähtest nicht die Gaben, Die ich biete: Hand und Herz. Rührt dich auch aus blassem Munde Liebevolle Huldigung; O so heile meine Wunde, Oder gib ihr Linderung! Dienen kann dir niemand treuer, Als dein frommer Agathon. Diese huldigende Leier Sagt die Hälfte nicht davon. Unermüdet will er dienen, Deines Lebens Genius, Und erforschen aus den Mienen Wohlgefallen und Verdruß. Alles, Kind, was dir behagte, Hätt' ich's, alles gäb' ich dir. Schande, wenn ich was versagte, Hohe Schande wär' es mir! Fehlen sollt' es nie im Jahre Dir an Spielen froher Lust, Nie an Blumen in die Haare, Nie an Blumen vor die Brust. Ämsig warten jeder Rebe, Pflegen wollt' ich jeden Baum, Daß er süße Früchte gäbe, Nur für deinen zarten Gaum. Schattengänge, Sommerlauben Wölbt' ich dir, zu kühler Ruh, Trüge Beeren, Nüss' und Trauben Dir in Binsenkörbchen zu. Neben deinem Lager stehen, Wann du lauschtest, wollt' ich hier. Angenehme Kühlung wehen Sollt' ein Myrtenfächer dir. – Alles Leid und Mißbehagen, Jede Sorge, jede Last Wär' ich ganz allein zu tragen Nun und immerdar gefaßt. Nimmer, Liebchen, wollt' ich trüben Deines Lebens Heiterkeit. Alle deine Launen lieben Wollt' ich mit Verträglichkeit. Sei es Liebes oder Leides! Käm' es nur von deiner Huld, So erwidert' ich auf beides Bald Entzücken, bald Geduld. Flügelschläge von dem Weibchen Trägt des Taubers frommer Sinn. Auch von dir, geliebtes Täubchen, Nähm' ich alles willig hin. Hieße mich dein Blick entweichen, Zürnte mir dein Angesicht, Würd' ich trauernd von dir schleichen. Widerstreben könnt' ich nicht. Winktest du, so eilt' ich wieder, Küßte den Versöhnungskuß, Sänk' an deinen Busen nieder, Und verlauschte den Verdruß. – Liebchen, rühret dich die Weise Dieses Liedes? Hörest du? – Ach! die Ahndung lispelt leise Meiner bangen Seele zu: Daß ein wenig Schein der Wangen Mächtiger an Zauberei, Als das innige Verlangen Einer guten Seele sei. Schöne Buhler werden kommen, Werden dich um Liebe flehn; Und du wirst von deinem Frommen Zu dem Schönern übergehn. Leicht begnügen sich die Sinnen An der Schönheit Tüncherei, Unbekümmert, ob darinnen Wahrheit oder Lüge sei. Und wie oft gewann die Lüge Ihr betrügerisches Spiel, Wann den Sinnen nur zur Gnüge Ihre Larve wohlgefiel. Bunt, wie Regenbogendünste, Aber eitel auch, wie die, Hat sie hundert Zauberkünste; Und mit diesen täuschet sie. Sie hat Seufzer, sie hat Zähren, Wörtchen, wie man gern sie hört, Eide selber kann sie schwören, Wie sie Treu' und Wahrheit schwört. Ach! sie wird, um dich zu rühren, Toben, wie Verzweifelung. Eide werden dich verführen, Eide falscher Huldigung. – Dann werd' ich zur Seite treten, Weinend über deine Wahl; Aber dennoch brünstig beten, Mitten unter meiner Qual: Daß dein Herz nicht übel wähle, Was dein Auge wohl erkor. Gott behüte, liebe Seele, Gott behüte dich davor!