Gott verläßt die Seinen nicht Soll mich die Hand des Herren ewig drücken? Verfolgt Er mich als einen Feind? Soll ich forthin sonst keinen Stern erblicken, Als der mich schreckt, und mir zum Falle scheint? Soll denn mein Kelch nach nichts, als Galle, schmecken, Und eine stete Nacht des Traurens mich bedecken? Sonst donnert Er allein mit seinem Wetter, Das voller Tod und Flammen ist, Auf das Geschlecht der unbekehrten Spötter, Und schonet den, der Ihm die Ruthe küßt; Sonst pflegt Er nur die Kinder zu bedräuen, Ich aber soll ümsonst nach seiner Hülffe schreien? Doch nein, ich weiß, daß Er in meinen Nöthen, Auf jeden Seufftzer Achtung giebt. Ihm trau ich fest, und sollt Er mich gleich tödten. Ich weiß, daß Er die Seinen hertzlich liebt, Daß Ihm so viel an meinem Thun gelegen, Als dort den gantzen Bau des Himmels zu bewegen. Von Kindheit an hab' ich in grosser Menge Die Proben seiner Huld gespürt, Er hat mich offt durch unbekannte Gänge Sehr wunderlich, doch immer wohl, geführt; Hab' ich nicht offt, wenn aller Trost verschwunden, Die Artzney bey dem Gifft, und Glück im Sturm, gefunden? So raset nur ihr Wellen und ihr Winde! Bey mir entsteht kein Zweifel-Muth, Dieweil ich mich in Sicherheit befinde, Wenn euer Herr in meinem Schifflein ruht. Fangt immer an aufs hefftigste zu wüten! Er kans mit einem Winck euch wiederum verbieten. Des Höchsten Schluß und heimliche Gerichte Bet' ich in stiller Demuth an, Er baut vielleicht mit zornigem Gesichte Ein frohes Werck, das mich ergötzen kan. Was sich kein Witz zu ändern darff erkühnen, Dazu wird mir Gedult vielmehr, als Murren, dienen. Es ist mir schon genug, daß diese Plage Auf meiner Seelen Wolfahrt zielt, Und daß im Lauff und Wechsel meiner Tage Nicht ungefehr ein blinder Zufall spielt. Die rechte Zeit hat Gott schon abgemessen, Er will bald seinen Grimm, ich bald mein Leid, vergessen.