Arismene verweiset ihm seine Dreistigkeit. Nicht zu dreiste mein Lysander! Küßt die Brüste / so euch frey / Bleibt bey diesen / laßt das Ander / Dencket / daß es heilig sey. Laßt die geilen Griffe bleiben / Krönet lieber meine Brust / Und last eure Finger treiben In dem Marmor-Meer der Lust. Kühlet eure heisse Finger In des Busens zarten Schnee / Er wird dadurch nicht geringer Sondern quillet in die Höh. Spielet in den zarten Wellen / Kühlt euch in dem Perlen Thau / Küßt der Wollust Lager-Stellen Auf der Brüste Rosen-Au. Schaut Corallen auf Junkiljen Und den Türcks in Milch gesetzt; Schmeckt die Anmuth / so die Liljen Meiner Brüste angenetzt. Schützt den Eingang dieses Landes / Wo Rubin auf Perlen glüht / Ehrt die Gegend dieses Strandes / So den Geist mit Lust versieht. Wadet in dem Marmor-Meere / Dessen Wellen milchern sind / Was ich allen hier verwehre / Wird euch nur allein gegünnt. Füget euren Mund und Lippen Diesen Himmels-Früchten bey / Suchet von den Perlen-Klippen Etwas / so euch Zucker sey. Sauget als die zarten Bienen Honig aus dem Tausend-Schön Jener blühenden Jesminen / Die auf meinen Hügeln stehn. Krönet / küsset diese Ballen / So die Anmuth Töchter nennt / Laßt euch ihre Pracht gefallen / Davon sich die Lust nie trennt. Wartet diese Lust-Granaten / Lacht die Edens-Aepffel an / Wie ihr Schmuck so wohl gerathen / Daß er Todten helfen kan. Bleibt von dem verbohtnen Lande / In dasselbe kommt ihr nicht / Wohnet bey dem schönsten Strande Da euch keine Lust gebricht. Selbst die Anmuth will euch weiden / Sie giebt alle Schätze frey / Warum wolt ihr Mangel leiden In der öden Wüsteney? Bleibet in dem vollen Garten / Da die Töpff mit Fleisch gefüllt Was! wolt ihr auf Paran warten Wo der Thau den Hunger stillt? Bleibet bey den vollen Brüsten / Und verlaßt die leere Schoß; Wer vertauscht um eine Wüsten Wol ein schön geputztes Schloß? Frost und Hitze könnt ihr finden / In der Brüste Paradieß / Flammen löschen und entzünden Kan des Busens Silbern Vließ. Seht wie Feur aus Eyse qnillet Heisser denn es AEthna hegt / Doch der Brandt wird bald gestillet / Daß sich seine Hitze legt. Hecla heget Feur und Flammen / Frost und Hitze reicht er dar / Diese stehen auch beysammen Auf der Brüste Brand-Altar. Bald sind sie in Eyß geweltzet Und dem Schnee in Ballen gleich / Wenn die Hitze sie nun schmeltzet / Sind sie am Vergnügen reich. Und bey diesen Wechselungen Bleibet doch die Anmuth hier / Ja die Lust ist ungezwungen In dem weissen Brust-Revier. Drum so krönet diese Ballen Wo sich Lust und Anmuth regt / Und verlaßt des Schoosses Hallen / Die nur todtes Tauren hegt. Schaut die Zwilling meiner Brüste / So wie glatte Rehe stehn / Sagt / daß sich eur Sehnen rüste Dieses Wild im Netz zu sehn. Meine Brüste sind wie Trauben / Die noch nicht zerquetschet sind / Davon könnt ihr Julep rauben / Welchen man voll Anmuth findt. Ihre Säffter sind viel besser Als der angenehmste Wein / Da ist das Verlangen grösser Als es nach dem Wein kan seyn. Schaut sie hier in Rosen weiden / Da sie keine Sonne sticht / Aus den Schatten reichen Heiden Weicht die kühle Anmuth nicht. Was den Zephyr übersteiget / Und Ambrirte Winde bläßt / Hier ein holdes Schicksahl zeiget / So euch nichts ermangeln läßt. Nehmet an mein süßtes Leben Dieses zarte Lust-Gefild' / Euch will ich die Brüste geben Der Dionen Eben-Bild. Schaut die Helffenbeinern Thürme Als des Himmels Brust-Bild an / Laßt / daß nicht mein Eyfer stürme / Was die lose Hand gethan. Hier steht euch mein Hold-seyn offen So weit als die Brüste gehn; Doch die Schooß läßt euch nichts hoffen / Ja nicht einst das blosse Sehn. Brechet von den Brüsten Früchte / Hüllt die Hand in Sammet ein / Eßt des Busens-Schau-Gerichte Es soll euch vergönnet seyn. Nur die Schooß / und ihren Haynen Last Lysander unberührt / Sonsten ihr ein Zorn-erscheinen Uber eure Schädel führt. Seht wie Amors Winde pfeiffen Um der Brüste Wollust-Baum / Schaut wie seine Aepffel reiffen / Drum verlacht den Sodoms-Schaum. So das todte Meer euch zeiget / Und zum Unglücks-Koder braucht / Dessen Lust zum Sterben neiget / Und wie leichter Rauch verraucht. Aber bey der Brüste Liljen Findet ihr beliebte Lust / Die kein Wetter kan vertilgen Aus dem Garten meiner Brust. Bey den Liljen / und Jesminen Bey Granaten / und der Nelck' / Jdumeens Rosen grünen / Diese macht kein Unfall welck. Daselbst ist die Zucker-Quelle / Die mit Milch und Honig rinnt / Und die Ambra reiche Stelle Da man Lebens Stärckung findt. Balsam / Musch und Specereyen Wird auf diesem Bett gehegt / Alle Tage sich von neuen Da erneute Wollust regt. Drum mein wehrter Schatz Lysander Küßt die Brüste / so euch frey / Dabey bleibet / last das Ander / Denckt / daß es verboten sey.