Zur Einleitung des deutschen Musenalmanachs 1833 Was mir im Busen schwoll, mir unbewußt, Ich konnt es nicht verhindern, ward Gesang; Zum Liede ward mir jede süße Lust, Zum Liede jeder Schmerz, mit dem ich rang; Das Lied erhob aus zornerkrankter Brust Sich sturmbeflügelt in der Zeiten Drang; Ich hörte nur die eigne Stimme rauschen Und sorgte nicht, man könne mich belauschen. Doch ihr, die ich bewundert wie die Sterne Des Himmels über mir, so hoch und klar, Die nur entblößten Hauptes aus der Ferne Zu grüßen, mir ein Traum des Dünkels war, Ihr meine hohen Meister, lauschtet gerne Dem schlichten Laut, aufblickend nahm ich wahr, So wie des Liedes Wogen ausgebrandet, Daß lächelnd ihr im Kreise mich umstandet. Und eurem hohen Chor war's mir beschieden, Errötend faß ich's nicht, mich anzureihn; Wohl herrlich ist es, von den Homeriden – Ein Größrer sprach's – der letzte noch zu sein; Ihr schmücktet mit der Binde mich hienieden, Ich werde nicht das Priestertum entweihn; Der Ernst, die Liebe wohnen mir im Busen, Und also schreit ich zum Altar der Musen. Ihr habet auf die Stufen dieser Halle Als Wächter mich und Herold hingestellt; Zum Feste des Gesanges lad ich alle, Die einer Sprache Mutterlaut gesellt; Herein, herein! das deutsche Lied erschalle Volltönig, kräftig in die ernste Welt; Herein! du Meister mit der Lorbeer-Krone; Du Jünger, der noch ringt nach gleichem Lohne. Herein! du Jünger; zaudre nicht zu neigen Dein lock'ges Haupt vor deinen Meistern hier; Dir ziemt vor ihnen Ehrfurcht wohl zu zeigen, Du ringst hinan zu ihrem Lichtrevier; Und wehte nicht aus ihres Lorbeers Zweigen Des Gottes Schöpferatem erst zu dir? Bin so wie du, obschon in grauen Haaren, Ein Jünger nur; vertraue meinen Jahren. Herein! du Dichterfürst in deinem Ruhme, Und laß die Mächte deiner Lieder walten; Beschirme diese du im Heiligtume, Dir ziemt die Jugend ehrenvoll zu halten; Wer weiß, ob nicht die erst erschloßne Blume Zur schönern Frucht sich werde noch entfalten? Du hast, wie sie, im niedern Wald verborgen Gerungen und gestrebt an deinem Morgen. Wer will, sei mit im Uns; die Kunst ist frei, Es singe, wem ein Gott Gesang gegeben; Die Sonne weckt die Blumen auf im Mai, Und reift im Herbst das flüß'ge Gold der Reben; Ob später Herbst, ob Frühling in uns sei, Es steigt der Saft, es reget sich das Leben, Und so wir rauschend in die Saiten greifen, Die Blumen wachen auf, die Früchte reifen. Doch seht am Himmel welch ein trüber Flor Gewitterdrohend in des Tages Schwüle! Die Welt ist ernst geworden, sie verlor In Sturmesdrang die Lust am Saitenspiele; Wer, Freunde, lauschte jetzt noch unserm Chor? Wer ist, der in der Dichtung sich gefiele? Laßt friedsam uns und fromm im Liedergarten Des uns vertrauten heil'gen Funkens warten.