Liederstreit Die Sänger saßen in dem Saal Gelehnt auf ihre Harfen, Nach dem Genossen ihrer Wahl Sie rings die Blicke warfen: Die Jünger streben hohen Drangs; Wer ist ein Meister des Gesangs? Wem reichen wir die Palme? Der Palmen nicht begehrend naht Ich euch, ehrwürd'gen Meistern, Verteilet sie nach weisem Rat Den sangbegabten Geistern. Mir schläft das Lied in tiefster Brust, Und träumt, sich selber unbewußt, Und kann sich nicht gestalten. Mich laßt, wo ihr begeistert singt, Bei mächt'ger Harfen Rauschen, Nach dem, was mir im Busen ringt, In euren Liedern lauschen. Es schwellen wogend Lust und Schmerz, Ich bin ganz Ohr, ich bin ganz Herz, Und meine Tränen rollen. Das deutsche Lied, der deutsche Laut Sind frei, so wie Gedanken; Ihr Jünger, die ihr euch vertraut, Wir öffnen euch die Schranken; Verhalle, was nur leerer Schall, Und wecke späten Widerhall, Wem es ein Gott gegeben. Du aber komm, seltsamer Gast, Du sitzest bei uns nieder, Und übst die Gabe, die du hast, Du Widerhall der Lieder; Die Palme, die des Sieges Pfand, Wir legen sie in deine Hand, Dem Würd'gen sie zu reichen.