Fragment O lacht nicht Und zürnt nicht ... Ich stürzte mich gern In das rauschende Leben, Ich möchte ja gern Den Becher erheben, Den schäumenden Becher Der Daseinslust. Ich möchte sprechen In Euren Sprachen, Ihr frohen Zecher; Aus tiefer Brust Nur einmal lachen, So lachen wie Ihr ... Wie Ihr möcht ich brechen Der Trauer Schranken Und in ein Vergessen Hinüberschwanken ... Ich möchte gedankenlos-klein Nach allem Nichtigen fassen, Das Unbedeutende preisen, Das Große unbewußt hassen – Wie Ihr seid, möcht ich sein. Doch was ich hörte Und was ich schaute, Es macht mich einsam, Mein Geist, der bethörte Hat nicht die Laute Des Schmerzes gemeinsam Mit gleichen Creaturen. Und darum fürchte ich Alle, Es gähnt mich drohend an Die feindliche Schaalheit Der fremden Naturen, Daß ich nicht glauben kann, Ich zähle zu ihrer Allheit ... Aus Euren Bahnen Hinausgedrängt, In Wissen und Ahnen Begrenzt und beengt, Im innersten Wesen Zerrissen ... Allein! Und kein Genesen Von dieser Pein. Immer – immer – immer Mitschleppen die Begrenzung, Den Leib, den eignen Widerpart! Wo bleibt die Ergänzung? Wo bleibt die Hand, Die wegfegt alle Mängel Und alle Halbheit einigt? Die jenes Wesen, das stets Thier und Engel, Zum Menschenbilde reinigt? Kann Herz und Hirn Nicht tröstend Antwort geben? Nicht das Gestirn, Das gebärende Leben?! . . . . . . . . . . . Nein! Vertilgt ist jenes Schrittes Spur, Die von dem Aether führt zum Staube, Des Suchens Thorheit blieb mir nur: Unwissenheit! ... Kinderglaube ... Oder trostlose Einsamkeit. Einsamkeit ohne Vergessenheit! Ein hülfloser Schrei Ins Leere ... ohne Erhörung, Oder ein jäher Blitz: Vernichtung ... Zerstörung! Vernichtung! Zerstörung! Das alte Erlösungswort, Es klingt voll süßer Bethörung Durch alles Elend fort ... Wer aber weiß, wie viel dann untergeht, Ob in Atomen tausendfach zersplittert Nicht etwas Körperloses fortbesteht, In dem das Lebenselend dennoch zittert? Wo sind sie Alle jene Zwitterwesen, Die leidensmüde riefen solche Klagen? Auf welchem Stern vermochten sie zu lesen Die dürre Antwort ihrer tollen Fragen? Wenn ihnen die Vernichtung nur allein Des Daseinsräthsels Lösung konnte sagen – Was frommt es uns? ... Der kalte Leichenstein Er kündet Wahnsinn – oder feiges Zagen. – – – – – – O lacht nicht Und zürnt nicht; Ich stürzte mich gern In das rauschende Leben, Ich möchte ja gern Den Becher erheben, Den schäumenden Becher Der Lebenslust. Doch ich fürchte sie Alle Die frohen Zecher, Denn in meiner Brust Ringt Tod und Leben ... Ich bin allein!