6. Gleich einem Feeenkind ist sie gehüllt In weißer Spitzen kostbar-leichte Flocken, Von Diamanten strahlen Arm und Locken, Ihr Wesen ist von banger Scheu erfüllt. – Sie schaut so ängstlich, zerrt an ihrem Kleid Und singt das Herz Dir krank im jungen Leibe, Ein Dämon, wähnst Du, singt aus diesem Weibe, Ein Dämon oder wahres Seelenleid – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – Wenn sie die großen, dunklen Augen schließt, Von ihren Lippen matt die Töne beben, Allmählig schwellend ihrer Brust entschweben, Wenn sie das grelle Lampenlicht vergißt, Wenn sie aufjubelt wie die Nachtigall, Wenn Harfenklänge wehen durch ihr Singen, Wenn schmerzdurchglüht sich aus der Seele ringen Die scharfen Laute einer wilden Qual – Und wenn sie dann, wie aus dem Traum erwacht, Erstaunt und langsam aufschlägt ihre Augen, Die Blicke sich an eine Stelle saugen, Wenn sie aufathmet, wenn sie kindlich lacht, Wenn ihre Hände, zagend und verwirrt, Von einem Kranze zu dem andern langen, Und wenn sie endlich zitternd und befangen Mit einer Rose schlicht ihr Mieder ziert, Wenn sie sich neigt gleich einem Heiligenbild, Gesenkten Hauptes, mit demüth'gem Lauschen, Die Beifallsfluthen läßt vorüberrauschen, Dann kannst Du glauben, daß sie – gut gespielt. – –