15. Durch meine Seele wogt ein dumpfer Jammer: Ein junges Weib mit schönen, welken Zügen, Mit Todeszeichen, welche nimmer trügen, Liegt leise weinend in der kleinen Kammer. Ich fand sie heute noch vor Tages Grauen, Die Hunde schlugen an vor einem Graben, Sie lag wie todt, ich suchte sie zu laben, Und trug sie heim durch nebelfeuchte Auen. Ein Knäblein hatte sie im Arme hangen, Ein Kind mit tiefen, sonderbaren Blicken – Mich mahnt an Dich sein Lächeln wie sein Nicken, Dir gleicht das Antlitz mit den bleichen Wangen. Ein wüster Mann hat dieses Weib verlassen; Er kam hierher, um Gold, um Glück zu suchen – Er fand nur Hunger, lernte bald verfluchen Die karge Erde und die Menschen hassen. Er ging von ihr. – Ob er das Glück gefunden, Ob er sie ließ, um einsam zu verderben? Sie weiß es nicht. – Sie wird verlassen sterben An Noth und Elend und an Herzenswunden. Schon zucken um den Mund die grauen Schatten, Und bald mit süßen, liebeweichen Tönen, Und bald mit Schluchzen, angstvoll heißem Stöhnen, Demüthig stets, ruft sie nach ihrem Gatten ...