Lena Christ (Fotografie, um 1911) Lena Christ (auch: Magdalena Pichler) (1881–1920) Biographie 1881 30. Oktober: Lena Pichler wird in Glonn (Bayern) als uneheliches Kind der Köchin Magdalena Pichler geboren. Als Vater nennt sie Carl Christ, Bedienter des Rittmeisters Ewald Hornig. Zu ihrer Mutter, die in München lebt und arbeitet, hat sie kaum Kontakt, sondern verbringt die ersten sieben Lebensjahre bei ihrem Großvater Mathias Pichler in Glonn. 1888 30. Oktober: Heirat der Mutter mit dem Metzgergesellen Josef Isaak. Lena Pichler siedelt zu ihnen nach München über. Beginn des Schulbesuchs. 1891 23. Februar: Geburt des Stiefbruders Josef. Lena Pichler leidet unter der Kälte und den brutalen Mißhandlungen ihrer Mutter und fühlt sich zunehmend als »Überflüssige«. 1892 Sommer: Nach schwersten Mißhandlungen durch die Mutter wird Lena Pichler durch eine Nachbarin zu den Großeltern nach Glonn gebracht, wo sie bis Mitte 1893 lebt. 1893 Sommer: Rückkehr nach München. Fortgesetzte Mißhandlungen durch die Mutter. Lena Pichler hilft in der Gastwirtschaft der Eltern und im Haushalt. 1894 Sommer: Ende der Schulzeit. 5. Dezember: Tod des Großvaters. Lena Pichler will sich in ihrer Verzweiflung aus dem Fenster stürzen. 1898 Dezember: Lena Pichler wird auf eigenen Wunsch Novizin und Lehramtsschülerin im Prämonstratenserkloster Ursberg in Schwaben, um der unerträglichen häuslichen Situation zu entgehen. Die Entscheidung erweist sich schon bald als Irrtum. 1900 Februar: Rückkehr nach München. Mitarbeit in der Gastwirtschaft ihrer Eltern. Erneutes Zerwürfnis mit der Mutter. Lena Pichler unternimmt einen Selbstmordversuch. Ihr Stiefvater rettet sie. Oktober: Beginn der Arbeit als Köchin und Bedienung in der Gaststätte Floriansmühle im Norden von München. Weihnachten: Nochmalige Rückkehr ins Elternhaus. 1901 12. November: Heirat mit dem Buchhalter Anton Leix. Übersiedlung in das Haus ihrer Schwiegereltern in München. 1902 1. November: Geburt des Sohnes Anton. 1903 27. Dezember: Geburt der Tochter Magdalena. 1904 Die schon früh einsetzende Ehekrise wird durch finanzielle Schwierigkeiten und das Zerwürfnis zwischen Anton Leix und seinen Eltern verstärkt. In den folgenden Jahren häufige Wohnungswechsel. 1906 20. Dezember: Geburt der Tochter Alexandra Eugenie. 1909 Lena Leix trennt sich von ihrem Ehemann. Der Sohn kommt zu den Eltern ihres Mannes und hat keinerlei Kontakt zu seiner Mutter mehr. Sie findet gemeinsam mit ihren beiden Töchtern kostenlose Unterkunft in einem Neubau in Haidhausen, den sie »trockenwohnen«. Beginn der düstersten Lebensperiode am unteren Rand der Gesellschaft. Lena Leix versucht erfolglos, sich den Lebensunterhalt durch Schreibarbeiten zu verdienen. 1910 Schwere Lungenerkrankung. Auf Veranlassung der Behörden wird sie in ein Krankenhaus eingewiesen, die Töchter kommen in ein katholisches Kinderheim. 1911 Anfang: Beginn der Arbeit als Diktatschreiberin bei dem Schriftsteller und Herausgeber Peter Jerusalem (der seinen Namen 1933 in Peter Benedix ändert). Er veranlaßt sie zur Niederschrift ihrer Lebensgeschichte und macht sie mit den Werken von Gottfried Keller und Jeremias Gotthelf bekannt, um ihre literarische Ausdruckskraft zu fördern. April: Gemeinsam mit Peter Jerusalem Übersiedlung nach Fürstenfeldbruck. Niederschrift der »Erinnerungen einer Überflüssigen«. Herbst: Schwere Erkrankung und Krankenhausaufenthalt. Dort Fertigstellung der »Erinnerungen einer Überflüssigen«. 1912 13. März: Scheidung der Ehe von Anton Leix. 28. August: Heirat mit Peter Jerusalem. September: Die »Erinnerungen einer Überflüssigen« erscheinen im Albert Langen Verlag unter dem Namen Lena Christ, den sie auch für alle späteren Veröffentlichungen beibehält. Der erhoffte Erfolg bleibt aus, doch führende Literaturkritiker werden auf die Autorin aufmerksam. Oktober: Die beiden Töchter aus erster Ehe kehren zur Mutter zurück. Beginn des freundschaftlichen Verkehrs mit Ludwig Thoma, Wilhelm Langewiesche und Korfiz Holm. 1913 Literarischer Mißerfolg mit den »Lausdirndlgeschichten«, in denen Ludwig Thoma eine plumpe Nachahmung seiner »Lausbubengeschichten« sieht. 1914 Der Roman »Mathias Bichler« erscheint, findet jedoch kaum Beachtung beim Publikum. Ende: Nach Ausbruch des ersten Weltkriegs veröffentlicht sie die Skizzen »Unsere Bayern anno 14« (2.–3. Teil, 1915–1916), die sie weithin bekannt machen. 1915 Frühjahr: Audienz bei König Ludwig III. von Bayern. September: Peter Jerusalem wird zum Militär eingezogen. 1916 7. Januar: Auszeichnung mit dem Ludwigskreuz für ihre vaterländischen Verdienste. Beginn der Arbeit an »Die Rumplhanni«, die zunächst als Drama in drei Aufzügen entsteht, dann aber auf den Rat von Peter Jerusalem zum Roman umgearbeitet wird und im Herbst erscheint. 1917 Herbst: Auflösung des Münchner Haushalts und Übersiedlung nach Landshut, wohin Peter Jerusalem als Soldat kommandiert worden ist. 1918 Bekanntschaft, dann Liebesbeziehung zu dem kriegsversehrten Sänger Ludwig Schmidt (Lodovico Fabri). Beginnende Lösung von Peter Jerusalem, der Ende November aus dem Krieg zurückkehrt. 1919 Anfang: Rückkehr nach München ohne Peter Jerusalem. Gemeinsames Leben mit Ludwig Schmidt. Erneut auftretendes Lungenleiden. »Bauern« und »Madam Bäuerin« (Erzählungen). Herbst: Peter Jerusalem trennt sich von seiner Frau. 1920 Anfang: Ludwig Schmidt, für den Lena Christ nur eine Affäre unter anderen gewesen ist, verläßt sie. Sie gerät in größte finanzielle Not und versucht, mit Kunstfälschungen zu Geld zu kommen. Um die Mutter vor der Kriminalpolizei zu schützen, bezichtigt sich ihre Tochter Magdalena der Tat. Aussöhnung mit Peter Jerusalem. 30. Juni: Lena Christ begeht mit Unterstützung durch Peter Jerusalem, dessen Obhut sie ihre beiden Töchter anvertraut, im Alter von 38 Jahren Selbstmord.