Nur ein Mensch Ich stand auf sturmbestrichnem, granitnem Bergeshaupt, Umbrüllt vom Eisorkane, von stechendem Schnee umstaubt – Tief unter mir, umschlungen vom Nebelgewande der Nacht, Lag Wahn und Menschenschicksal, lag Elend und Kronenpracht ... Lag all das wirre Suchen: die Pilgerfahrt zum Licht – Lag all das ewige Irren: ein wüstes Höllengedicht! Lag gleißender Glanz und Entsagung – Gethsemane und Rom: Dort wurmt sich ein armer Schwärmer – hier schwillt der Lüste Strom! Lag all die blöde Verblendung, die vor den Götzen kniet – Lag all die feige Knechtschaft, die sich im Staube müht, Faulende Früchte zu sammeln, lohender Brünste voll – Lag all die jähe Verzweiflung – der heilige Rächergroll! ... Die Sklavenkette klirrte – ihr schneidender Ton verklang; Die Schellenkappe tönte – ihr lockend Geläut versank – Von bleichen Märtyrerlippen verwehte der letzte Schwur – Im Schweigen der Bergeswüste verstummt die Kreatur ... Die einst mit flammenden Schwertern über den Erdball gebraust, Die Babel-Dome gefestet mit blut'ger Despotenfaust – Die ihre Cäsarenspuren mit ehernem Meißel gehauen, Hier an den Felsenbrüsten zerfällt das irdische Grauen, Das sie heraufbeschworen im bangenden Menschenhirn – Ihre Kronenzepter zersplittern an der steinernen Bergesstirn – Und ihrer Allmacht Male zerbröckeln wie mürbe Spreu: Das Schweigen der Felsenöde verschlingt den Siegerschrei ... Im Schweigen der Bergeswüste verstummt die Kreatur – Hier lebt und atmet nur eines: die unbefleckte Natur ... Und mich durchdrang die Wollust, an dieser Felsenbrust Mein Sünderhaupt zu zerschmettern – all meine Erdenlust – All meine Erdenduldung, von dieser Größe zerdrückt – All meine Gramverschuldung, wiedergeburtsbeglückt – Wiedergeboren und enden: zum erstenmal ein Held! Ausatmen in diese Wildnis meine kleine, dürftige Welt! Da kroch es heran, das Entsetzen, belastete mich wie Erz – Und hämmern spürt' ich mein armes, todbangendes Menschenherz: Gemach kehrt' ich zu Tal mich, nach Menschenspur hinab – Bei Alltagsmühen zu suchen nach meinem Alltagsgrab.