Nachtzauber Wie wag' ich's nur, mein junger Tag, Ins helle Antlitz dir zu schauen? Der ich der Nacht zu Füßen lag In sündesüßem Wollustgrauen! Die Nacht war meine Königin, Sie weckte tiefste Herzenstöne – Sie strömte Visionen hin, Und Träume waren unsre Söhne! O Träume, die mit milder Hand Mir alle Erdenschwere scheuchten! Die mich mit ihrem stillen Brand Entrückten zu der Sterne Leuchten! O Träume, die mich hold benetzt Mit Wunderfingern, gabenschweren – Das Ewige mir nah gesetzt Und stolz verweigert das Entbehren! Wie ruht es sich so köstlich weich In ihres Schoßes Zauberkrümmung! Wie unermeßlich war mein Reich – Wie schöpferisch des Herzens Stimmung! Nun blickst du mir, mein junger Tag, Ins Angesicht, das bleichverwachte, Und fragst, was ich zu deinem Preis Aus nächt'gen Tiefen aufwärtsbrachte? Ich kenne dich! Und doch bist du So fremd mir noch und schoßverschlossen! Noch schwült in meiner Seele nach Der Duftschwall, so der Nacht entsprossen. Und doch! Hier hast du meinen Arm – Ob meiner Sehnsucht Eulenflügel Auch nachtwärts flattern – – nimm mich hin – Erwirb mich mit dem Sonnensiegel! ...