Letzte Ehre Dem Weyland Ehrnvesten, Achtbarn und Wolgelahrten Herrn. M. Johann Batzeln etc. Meinem lieben und wehrten Freunde erwiesen von mir Simon Dachen 1649. 18. Mey. Wie so gar liederlich sind wir Vmb diesen Mann nun auch gekommen: O Jammer, daß der Vnschuld Zier So häuffig uns wird weg genommen! Wo rührt diß mächtig Vnglück her? Sind wir zu Schlacht-Vieh denn erkohren? In vierzehn Tagen ohngefehr Sind in die dreissig Mann verlohren. Vnd alle junge Leute zwar Schön, starck und frewdig von Geberden, Von welcher jedem Hoffnung war, Es würd aus ihm was stattlichs werden; Der wahren Frommheit Eigenthum, Der Zierraht unsrer hohen Schulen, Vmb welche Lust und Fleisses-Ruhm Vnd alle Tugend schien zu buhlen. Der Eltern Hoffnung, Ruh und Trost, Sind so erbärmlich uns verblichen, Wie Blümchen, die ein strenger Ost Zu hart umb kalte Nacht bestrichen. Wo bleibt nun unsre Wissenschafft? Hie hat sie Anlaß Ruhm zu kriegen. Nein, Kunst, Raht, Hertz und Kräuter Krafft Muß mit der Jugend gleich erliegen. Der Himmel hat nicht Schuld daran, Die Lufft ist rein, und klar das Wetter, Der Mey kröhnt alles umb und an, Der Acker grünt, der Wald kriegt Blätter. Was stirbt von andern Leuten groß? So wenig sind fast nie begraben, Muß unsre Schul allein und bloß Dieß unverhoffte Hertzleid haben? Vnd zwar die andre Schar ist rein, Gott wolle sie auch lang erhalten, Nur der gemeine Tisch allein Muß wie durch eine Pest, erkalten. Was werden die so draussen sind Auff diese böse Zeitung sagen? Wie manche Mutter wird ihr Kind Mit Blut, an Thränen stat, beklagen? Kompt nun aus frembden Landen her, Lasst Euch die Reise nicht verdriessen, Geduldet Euch, flieht kein Beschwer, Daß ihr der Gutthat mögt geniessen. Vnd wenn ihr eingenommen seyd, So habet Gifft und Tod zur Speise, Lasst ewer Hauß in Hertzeleid' Vnd unsre Schul in schlechtem Preise. O Gott, der du unschuldig Blut Auch bey den Thieren nimmst in Straffe, Kühl an den Schuldigen den Muth, Was thun dir diese arme Schaffe? Bring du die Warheit an das Licht, Halt ferner über unserm Stande, Daß ja durch Vrtheil und Gericht Dieß Blut nicht bleib auff diesem Lande. Was bitt' ich? Wozu soll die Noht Wozu mein Zorn und Eiffer dienen? Sie sind und bleiben auch wol todt, Auch Herr Bazelius mit ihnen. O wäre dieser wehrte Mann Zum wenigsten noch überblieben! Ach nein, der Tod sieht keinen an, Er muß den andern gleich verstieben. Weint die ihr von Ihm unterricht In Künsten pflaget zu empfangen, Seht ewers Fleisses Brand und Licht Ist unanzündlich außgegangen. Erkennt an ihm die Lieb' und Trew Durch eine schöne Todten-Gabe, Nehmt Klage, Thränen, Angst und Rew Vnd kompt damit zu seinem Grabe. Ihr könnt doch seinen trewen Sinn Mit keiner andern Müntze Zahlen, Fallt über seinen Leichnam hin, Vnd küsset ihn zu tausent mahlen. Es wiederschalle gar die Lufft Durch ewre Klag' an allen Enden, Werfft dreymal Erd auff seine Grufft Vnd deckt ihn zu mit trewen Händen: Sprecht! Vater, nimm dieß so für gut, Wir wissen dir nicht mehr zu reichen, Kein überfluß an Geld und Gut Ist deinem Fleisse zu vergleichen. Dein Lohn, Herr, überträff uns weit, Auch liessen wir ein Grabmal hawen Daß, gleich wie Pharos vor der Zeit, Fern aus der See wär' anzuschawen. Gott wird das fromme Hertz in dir Gewiß nicht unvergolten lassen, Er wird mit Frewde, Pracht und Zier Dich kröhnen dort ohn Ziel und Massen. Vnd liegstu hie gleich tod und kalt, So lebstu doch in unsern Sinnen Mit deinen Gaben mannigfalt, Biß daß man uns auch trägt von hinnen. Wir werden rühmen alle Gunst So dir geschencket der Ebreer, Auch deine Weißheit in der Kunst Der Griechen, Syrer und Chaldeer. Wie eiffrig man dir zugehört, Wie nie dein Fleiß gekunt ermüden, Da als du öffentlich gelehrt Die Sprache der beschnittnen Jüden. Wie man jetzt deinen Tod beklagt, Dein ehrlich und gerechtes Leben, Was rühmlich dir wird nachgesagt Dies alles wollen wir erheben. Es müsse steter Vorjahrs-Schein Vmb dein geehrtes Grab her gläntzen, Vnd Pallas müsse dein Gebein Behängen stets mit frischen Kräntzen.