Eberhard von Dühren und Regina Michel 14. Jan. 1636. O Venus, die du vns mit deinen Flammen Durch Mark vnd Seele dringst, Und Hertzen, die es nie gemeint, zusammen Sich zu begeben zwingst, Komm doch her vnd thue das best' Hie auff diesem Hochzeit-Fest. Schaw auff die Braut vnd jhrer Tugend Gaben, Schaw auff den Bräutgam hin. Sie sind es, die sich dir verpflichtet haben Mit Hand, mit Mund vnd Sinn, Komm, verschertze durch dein Band Ihre Sinnen, Mund vnd Hand. Du kanst dich tieff in vnsre Hertzen sencken, Vnd nimst mit süsser Pein Da, wo es wir am wenigsten gedencken, Den Platz der Seelen ein, Das man liebet ohne ruh, Süsse Venus, daß machst du. Nicht die du pflegst die Hertzen zu vergeilen, Dich Arge mein ich nicht, Die du vns triffst mit keuschen Liebes-Pfeilen, Vnd Eheliche Pflicht Zweyen Hertzen aufferlegst, Vnd ein keusches Fewr erregst: Dir ruff ich zu, du must von dem her kommen, Der alles geben muß, Du kanst auch nichts, als nützlich seyn vnd frommen, Du bringest nie verdruß, Segen, ruh vnd einigkeit Geben stets dir das geleit. Was? ist sie nicht schon bey vns auff dem Saale? Ach ja, schawt nur empor, Ihr helles Liecht vnd jhres fewers Strale Blincket wie ein Gold hervor, Weg, was Ihr im wege steht, Machet raum, da wo sie geht. Sie träget in der Hand die heisse Kertzen, Ihr kleines Volck ist wach Vnd führet jhr der Küsse thun, daß Hertzen Bald auff de Fersen nach, Diesem folgt der Liebes-Sieg, Dann auch Fried' vnd gutes Glück. Nemt Euch in acht, Ihr Jungfern vnd Gesellen, Ihr Kind, das spät vnd früe Durch seine Krafft sich vns bemüht zu fellen, Ist auch mit Ihr alhie, Geht im Saal herumb vnd schawt Auf den Breutgam vnd die Braut. In mittelst was Er kan vnd mag erreichen, Das macht Er eilends Wund, Wer jhn nicht kennt, der merck' jhm diese Zeichen: Sehr freundlich ist sein Mund, Purpurfarb' ist seine Tracht, Pfeil vnd Bogen seine macht. Er wird im Tantz am meisten seyn zu spüren, Bald geht Er mitten ein, Bald wird Er selbst verdeckt den Reyen führen, Bald gar der letzte seyn, Schertz vnd List, die vns bethört, Ist, was sonst jhn kennen lehrt. Die Augen sind Ihm beyde zugebunden, Doch schewt jhn nicht zu viel, Er trifft vns zwar, jedoch mit süssen Wunden, Durch ein gewünschtes Spiel, Wunden, die das Sterben fliehn Vnd das Leben auff sich ziehn. Ich weiß, das jetzt sich Braut vnd Breutgam frewen, Nur vber seiner List, Die jhnen nun zum Leben sol gedeyen Vnd recht das Mittel ist, Das Ihr Nahm' in dieser Welt Nach dem Tode raum behelt. Schawt, wie sie schon einander freundlich wincken, Die Flamme steigt empor, Die Augen sind, wie wann die Sterne blincken, Geht, lasst die Braut hervor, Venus wil nicht länger stehn, Sagt, sie sol zu Bette gehn. Nun kömpt sie? ja, der Venus Völcker springen Vnd jauchtzen vor Ihr her, Ich sehe Gott viel Segen auff sie bringen, Das Horn ist vol vnd schwer, Schwer von Glück vnd Segens voll, Das sie vberschütten sol.