Jacob Bohle und Ursula Vogt 10. Weinmonat 1650. Gott geht nicht auff vnsern Wegen, Seiner ist nicht vnser Rath, Wie der Himmel ist entlegen Von der finstern Erden stat, Also hoch auch fährt sein Sinn Vber vnsern Vorsatz hin. Hätt es, Braut, bey dir gestanden, Du bestündest warlich nicht Wiederumb in Liebes-Banden, Denn du woltest Trew vnd Pflicht Vnserm wehrten Roberthin Nach dem Tod' auch nicht entziehn. Dritthalb Jahre sind vergangen, Seit durchaus dich keine Gunst, Keine Liebe können fangen Ohn allein des Höchsten Brunst, Welchem du mit aller Macht Hast gedienet Tag vnd Nacht. Niemand hat bißher vernommen Dich zu einer Frewde gehn, Wenn ich nur bin zu dir kommen, Sah' ich dich betrübet stehn, Es vertrieben dir die Zeit Andacht, Still vnd Einsamkeit. Bräutgam, Gott hat angesehen, Wie du dich bißher gekränckt, Hat auff dein Gebeht vnd flehen Ihr den harten Sinn gelenckt, Daß sie sich mit Hertz vnd Hand Endlich noch zu dir gewand. Diese schöne Zucht-Geberden, Dieser thewren Vnschuld Muth, Der Verstand sol dein nun werden, Sieh, was Gottes Rath nicht thut: Roberthinen Glück vnd Zier Wird nach seinem Tode dir. Die der Löbnicht hält erkohren, Der sich warlich sehr erfrewt, Daß er Sie nicht hat verlohren, Hätt ein ander Sie gefreyt, Die den Ruhm der Keuschheit trägt, Wird dir jetzund beygelegt. O mit was erfrewten Sinnen Wirst du an dein Ampt nun gehn, Wirst viel Seelen Gott gewinnen Vnd für seiner Herde stehn Aller Trew vnd Vnschuld voll, Als ein Seelen-Wächter sol! Sol ich grosse Wünsch' hie fassen? Zwar es wäre meine Pflicht, Gott wird euch vorhin nicht lassen, Solcher Heyraht fehlt es nicht: Die Braut bringt durch jeden Trit, Bräutgam, tausent Segen mit.