Simon Dach Gedichte an das kurfürstliche Haus Bey Oratorischem Act, Am Churfürstl. hohen Geburts-Tage, von vier Preußischen von Adel in der Königsbergischen Academie angestellet Schreib, Preußen, deine Lust und Rhu Der Brandenburger-Rosen zu: Wie hoch bist du zu schätzen! Sie führet ihren Pracht und Schein Und allen Glantz, auch dich allein In Sicherheit zu setzen. Sie wird durch Himmels-Gunst bewacht, Der wärmt und netzt sie Tag und Nacht, Und schenkt ihr Art und Leben, Drumb kröhnet sie der Erden Feld, Und kan Geruch und Liecht der Welt Für allen Blumen geben. Daß dich kein Krieges-Brand verhert, Und keine Last zu sehr beschwert, Daß Trew und Recht nicht wancken, Und dir kein Feind das Deine rafft, Das hast du ihrer Tugend Krafft Und Gott allein zu dancken. Du edle Rose, rag empor, Thu es den Cedern selbs zuvor, Die am Jordanes stehen: Entzeuch uns deine Güte nicht, Wir wollen deiner Hoheit Liecht Bey Kindes-Kind erhöhen! Was die Völcker weit und breit Hält umbzäunt mit Sicherheit Sind nicht nur gestrenge Waffen, Auch durch Witz und durch Verstand Wird offt Heil uns zugewand, Als kein Krieg vermag zu schaffen. Ist nicht auch der Klugheit Ruhm, Brandenburg, dein Eigenthum? Görg - und Friedrich Wilhelm haben Ihren Ländern höchst genützt, Und sie mächtig sehr geschützt Durch gewitzter Sinnen Gaben. Billich ziert des Adlers Bild Dieses grossen Hauses Schild, Weil sie längst den Preiß gewonnen Aller Vorsicht im Gemüth, Wie ein Adler standhafft sieht In den hellen Glantz der Sonnen. Dieser Brandenburger-Löw Ist durchaus gezähmter Sinnen, Weiß von keiner Tiranney, Lässt durch Güte sich gewinnen, Fasst das schwach in treue Hut, Und bekriegt den Übermuth. Wol Euch, die sein Schutz bewacht! O was Ruh hat Euch umbgeben! Rühmt des Löwen grosse Macht, Wünscht ihm Lust und langes Leben, Weil sein Wolergehn und Noth Gleichfals Euch ist Heil und Tod. Brandenburg, du Scepter -Träger, Majestät- und Hoheit-Heger, Wer wil deines Glantzes Licht Anzusehn nur ihm getrawen? Unecht' Adler können nicht Steiff hin in die Sonne schawen. Du bist aber so erhaben Bloß durch dein Verdienst und Gaben, Wer den Feind nicht erst gedämpft, Wird nicht seinen Raub erjagen, Hände, die nicht wol gekämpft, Werden keinen Scepter tragen. Nun, dein' Hoheit wird bestehen, Die Pyramides vergehen Mit der Zeit die alles rafft, Nur dein Scepter wird nicht alten, Weil Ihn Gott mit neuer Krafft Ewig scheint zu unterhalten.