Der 88. Psalm Davids zu einem Christlichen Sterblied Wie richtest du, mein GOTT, mich zu? Dein Zorn auff mich ist ausgelassen, Druckt und verfolget mich ohn massen, Ich habe Tag und Nacht nicht Rhu, Ich schrey und fleh, ach laß mein Behten In deine Vater-Ohren treten. Mein arme Seel' ist Jammersvoll Mein Leben nahe bey der Hellen. Man suchet mich gleich dem zu fällen Der nirgends Rettung haben sol, Ich bin als die kein Licht mehr schawen Vnd die Verwesung müssen bawen. Du hast von mir dich weg gewand, Ich lieg' als die so man erschlagen, Muß Finsterniß und Schrecken tragen Gesondert seyn von deiner Hand. Dein Grim und Eiffer hat mein Leben Mit deinen Fluthen gantz umbgeben. Du lässest mich zum Grewel stehn Der Freundschafft die mir abgegangen. Ich lieg' im Stock und hart gefangen, Vnd weiß nicht Mittel zu entgehn, Der Jammer hat mich so zerrissen Daß ich Gestalt und Art muß missen. Ich ruffe täglich, Herr, zu dir, Dir breit' ich aus in dem Elende Ohn ablaß meine magern Hände. Kein Grab sieht deiner Wunder Zier, Wennstehen auff die schon verdorben? Wenn dancken dir, die längst Verstorben? Ich aber schrey, o GOTT, dich an Aus meines Hertzens tieffen Höle. Warumb verwirffst du meine Seele, Hast dein Gesicht von mir gethan? Für Elend hab' ich abgenommen Vnd bin von allen Kräfften kommen. Denn ich zu gar verlassen bin. Dein Schrecken so ich muß ertragen Zwingt mich bey nahe zu verzagen, Dein Grimm erdruckt und bringt mich hin, Dein Schrecken ängstigt mich ohn massen, Daß ich auch nicht kan Athem fassen. Sie dringen täglich zu mir ein, Wie Wasser werd ich stets umbgeben, Man trachtet mir nach meinem Leben, Den Freunden muß ich frembde seyn, Mein Elend macht mich ohn Verwandten, Ich bin ein Schewsal den Bekandten.