[Entschlag dich aller Ding auff Erden] Entschlag dich aller Ding auff Erden, O meine Seele, denn du bald Von mir solst abgefordert werden! Gott ist der Wittwen Auffenthalt, Der Waisen Schirm und Schatten, Und wird aus lieber Treu Den Frevel nicht erstatten, Das ihnen schädlich sey. Was hinten ist, laß bleiben, Tracht darnach, was da vornen ist, Sucht sich die Sünd an dir zu reiben, Bekümmert dich der Höllen List, Schau Christus offne Seiten, Fleuch gläubig da hinein, So wird dich nichts bestreiten Und du wirft sicher seyn. Laß stets in deinem Hertzen schweben Den Himmels-Bau, der Frewden Saal, Dahin du bald dich wirst begeben Aus diesem Angst- und Thränen Thal, Da wo die Frommen halten Ihr Hall-Jahr allezeit, Wo Lust und Leben walten Und tausend Herrligkeit. Da wirstu erstlich hören klingen Die Musica, das Himmels-Kind, Für der die Lieder, so wir singen Auff Erden, Träum und Schatten sind; Da läßt sich David hören Und seine Canterey, Gott, unsern Hort zu ehren, Daß er die Liebe sey, Daß er die Welt sampt allen Sachen Erschaffen hab nur uns zu gut, Todt, Sünde, Höll und ihren Drachen Erwürgt durch seines Sohnes Blut, Der für uns ist gestorben In höchster Schmach und Hohn, Dadurch er uns erworben Die ewig' Ehrenkron, Er giebt sich gründlich zu erkennen, Da sieht man uns in seiner, ihn In unsrer Liebe hertzlich brennen Und tausend Frewden auff uns ziehn. Da geht es nur in Sprunge, Da kennt man keine Pein, Da sieht man aller Zunge Nur Ruhm und Lachen seyn. Was säum ich mich? Komm, mein Verlangen, Herr Jesu, komm und spann mich auß, Ich habe Lust dich zu umbfangen, Nimm mich in deines Vaters Hauß! Du kommst? Sey willkomm! Erde Sammt deinem falschen Pracht, Nun ich so selig werde Entbunden, gute Nacht!