[Es wil des lieben Creutzes Pein] Es wil des lieben Creutzes Pein Zwar bey uns Menschen sauer ein: Wir wollen gern die Rosen brechen, Doch daß kein Dorn uns möge stechen, Als könn ein Christ ohn Unglück seyn. Was ist auff Erden hoch und werth, Das uns ohn Arbeit wird beschehrt? Wir müssen viel darüber leiden, Den Schlaff sambt aller Wollust meiden, Nicht scheuen Hunger oder Schwerdt. Wer in dem Wettlauff eilt zum Ziel, Gibt auff den dicken Staub nicht viel: Und wer im kämpffen oder ringen Das Kleinoht sucht davon zu bringen, Schätzt die Gefahr für Kinderspiel. Nun ist der Himmel unser Gut, Das sich durch geiles Fleisch und Blut Und Zärtlichkeit nicht läst erhalten, Hie muß das Creutz ohn Ende walten Und zwingen uns den weichen Muht. Das Silber, sol es köstlich seyn, Geht siebenmahl das Feuer ein: Ein rechter Christ muß auch auff Erden Durch Noht und Todt geläutert werden, Sol er bestehn im Werth und Schein. Und selig ist derselbe Mann, Der die Anfechtung dulden kan: Denn wenn er nun nach vielen Wunden Bewährt und lauter ist gefunden, Nimbt ihn der Himmel herrlich an. Er überkömbt von Gottes Sohn Des Lebens unverwelckte Krohn, Ein Kleinod keinem zu vergleichen, Wer wollte für dem Creutz erbleichen Umb diesen allerschönsten Lohn? Welt, Pracht und Wollust zürnt mit mir, Komm liebes Creutz, der Frommen Zier, Mit der selbst Christus wollen prangen, Komm, laß dich stets von mir umbfangen, Am besten halt ich es mit dir.