Jacob Sahm und Dorothea Wolder 23. Herbstmonat 1658. Allen, die der thewre Mann, Herr Wolder, hat ausgegeben, Sprach ich meine Seiten an. Sollt' ich dich nicht auch erheben, Du der Töchter jüngste, Braut, Nun Herr Sam sich dir vertrawt? Dieses möcht ich nicht bey dir Müglich zu entschuldign wissen. Was? mein Geigenspiel hat Zier Aller Lieb' ertheilen müssen Derer, die durch Preussen-Land Mir nur etwas sind verwandt. Weis nicht hierumb Heilgenbeil, Das mich offt gehört hat geigen? Wermd, von grosser Anmuth geil, Deckt noch jetzt mit grünen Zweigen, Was für Lieb' ich damals sangk, Daß Gethäl und Berg erklangk. Auch Gedilgen wird gestehn Daß ich nimmer still gewesen, Wo ich da nur pflag zu gehn, Hab' ich etwas mir erlesen Auffzusetzen, das vieleicht Auch wol auff die Nachwelt reicht. Ihr Gesträuche, Flüsse, Stein, Ihr der See gebohrne Fichten, Thal, Gebirg, ihr gebt mir ein, Was ich würdigs köntte tichten, Himmel, Wiesen, Feld und Wald Sind der Lieder Auffenthalt. Welcher etwas singen wil, Hat darnach nicht weit zu lauffen, Ihm hält Lufft und Wolcken still, Vnd giebt Wahren ihm zu kauffen, Die er durch gesinnten Fleiß Allzeit auszubringen weis. Diesen Vorkauff hat allein Welcher führt den Ruhm der Seiten, Niemand dringet mir sich ein, Niemand sucht mein Recht zu streiten, Denn ich auff gerechter Bahn Keinem Vorfang hie gethan. Geh' ich offt gleich vor das Thor, Keiner wird mich handeln sehen, Keinem trett' ich irgends vor, Keinem Bawren werd' ich flehen, Daß sein Korn und was er hat Mir nur nachfahr' in die Stadt. Vnd wenn ich mit meinem Sinn Erd und Lufft bin durch gefahren, Vnd nun gnug versehen bin Hie mit Anmuht, da mit Wahren, Klaget nichts, daß meine Hand Einem Dinge was entwand. Keine Blum' hat sich beschwert Vnd kein grünes Laub, daß ihnen Sey ihr süsser Safft verzehrt Von dem Honig-Volck, den Bienen Tragen sie gleich spat und früh Gnugsam erndten Mensch und Vieh. Mehr wo bleibet Waltterkeim, Zintten, Ragnit, die imgleichen Satt empfunden meinen Reim? Kurtz, bey Heyraht und bey Leichen Spricht man mich umb Lieder an Gleich als einen Arbeitsmann. Vnd du solltest, Dorothe, Nicht von mir ein Denckmal schawen Deiner Anmuthreichen Eh'? Wär auff meine Trew zu bawen, Der ich Seiten, Hand und Sinn Deinem Hause schuldig bin? Geht zusammen, wehrtes Par, Part euch in des Höchsten Nahmen. Wessen werd' ich hie gewar? Braut, du nimmst dir einen Samen, Darumb wirst du, wie ich mein', Allzeit reich von Samen seyn. Hat der Vatter nicht sein Hauß Mit gewünschter Zucht besetzet, Breitet ihr euch gleichfals aus, Traget Frucht, die euch ergetzet, Wachst, besamet Land und Welt, Die dieß Mittel nur erhält. Kein Gebrechen seh' ich hier, Er der Bräutigam, dein Leben, Führet aller Künste Zier, Die ihm Ehr und Ansehn geben, Daß die Ertz Schul ihm den Stand Eines Lehrers zuerkant. Rühm' ich seine Sitten viel? Seines Vatters Haus imgleichen? Vnd daß jetzt darinn Herr Thiel Mehr noch thut als Vatters Zeichen? Lass' ich hier der Remsen Haus Vnd viel andere Sachen aus? Auch von dir, geehrte Braut, Lass' ich anstehn viel zu singen, Denn von allen wird geschawt Was ich wüste beyzubringen. Summa, hie ist Glück und Ehr, Eines feilet, Herr Wolder. Lebte der, so hättest du Allen Reichthum, alle Gaben, Denn er war der Seinen Rhu, Die sich ihm zu dancken haben, Als die er bemühet war Zu erweitern immerdar. Zwar der Kirchen Seul und Schutz, Der er zugebüsst sein Leben, Aber auch des Hauses Nutz, Das von ihm kuntt' alles heben, Vorsorg, Auffsicht, Pfleg und Raht Vnd warumb ein jedes baht. Dieser Schatz entgehet dir. Gott wird seine Stell' ersetzen, Wird euch schencken Gnüg und Zier Vnd was Leute kan ergetzen, Die in Lieb und Leid allein Fest auff ihn gegründet seyn. Du geborgest ietzt dein Schiff, Fährest sicher in dem Tieff Trotz den Winden, trotz den Wellen, Dein Verhängnis lacht dich an Vnd das Glück sucht, wie es kan, Gülden dir sich darzustellen. Eine Fraw, dem Reben gleich, Von geehrter Freundschaft reich, Die mit keuscher Zucht kan prangen, Vnd in ihrem Hertzen hat Häußlicheit, Verstand und Raht, Solst du ehlich heut umbfangen. Auff bedien die Wehrtste wol, Thu ihr was ein Ehmann sol, Laß die Zeiten dich nicht hindern, Laß dein' Apotheke seyn Reich von Kräutern, Säfften, Stein, Vnd dein Hauß von lieben Kindern. Dein Geberd und Angesicht Leugnet deinen Vater nicht, O den Mann von weisen Sinnen, Vnd den Wolstand unsrer Stad! Wie geschwinde wust er Raht, Wo es Noht war, zu gewinnen? Laß sein Bild, Gestalt und Schein Stets in Kindes Kindern seyn, Vnd für allen seine Gaben. Lebt, ihr Liebsten, werdet alt, Wachst an Segen mannigfalt, Bis der Himmel euch wil haben.