[Mit was Gefahr bistu, O Mensch, umbgeben] Mit was Gefahr bistu, O Mensch, umbgeben! Kein Augenblick hält dich vom Tode frey, Noch sorgest du so wenig für dein Leben, Und daß dein Ziel dir auff dem Nacken sey. Ein blosser Dampff, ein ungewisser Tritt, Wer gläubt es wol, kan unser Letztes seyn, Der Todt dringt sich bey allen Sachen ein, Du nimbst ihn stets zu Tisch und Bette mit. Ein Kriegsmann meynt, er muß im Streit erliegen, Ein Schiffer wo durch Sturm auff wildem Meer, Ein Wandersmann, der Mörder werd' ihn kriegen, Ein andrer scheut das Ende sonst woher. Ich meide Gift, Empörung, Schiffbruch, Schlacht, Pest, Hunger, Brandt, Verräterey und Mord, Und was ich kan, und endlich muß ich fort Durch einen Tod, auff den ich nie gedacht. Der fromme Storch kennt seine Zeit gar eben, Die Sonne weiß, wenn nun ihr klares Licht Umb Abendzeit uns gute Nacht sol geben, Der arme Mensch weiß umb sein Ende nicht; Wie in dem Netz' ein Vogel sich verstrickt, Und wie ein Fisch ins Garn kömmt ohn gefehr, So werden wir (ach Jammer!) hin und her Gantz unverhofft zur bösen Zeit bedrückt. Kein einigs Ding kan auff der weiten Erden Gewisser seyn als unser aller Tod. So ungewiß kan nichts gefunden werden Als zwar die Zeit und Stunde solcher Noht, Bloß daß wir stets zu sterben fertig seyn, (Erkenn auch hie des Höchsten Lieb und Rath) Und Sicherheit nicht finde bey uns statt, Die auff uns bringt des andern Todes Pein. Ach Herr, lehr uns diß alles wol bedencken, Bring uns die Flucht des Lebens gründlich bey, Damit wir uns zur rechten Klugheit lencken Durch steten Haß der Welt und wahre Reu, Tödt unser Fleisch und laß uns aufferstehn In Christo, leit uns auff der Warheit Bahn, Wer solcher Art wird täglich abgethan, Wird durch den Tod in jenes Leben gehn.