Aus Oseae C. 2. V. 19. Alles ist, O Gott, in dir Überschwänglich, Weißheit, Leben, Freude, Reichthumb, Macht und Zier, Menschen Pracht daneben, Ihr Verstand, Gewalt und Lust Ist nur Wust, Schaum und Schatten eben. Wol der Seelen, welche dich Einig für ihr Theil erwehlet, Und im Glauben inniglich Sich mit dir vermählet! O was Gnüg erdenckt ein Sinn, Was Gewinn, So den Edlen fählet? Weg, O Herrlichkeit der Welt! Weint ihr König' aller Enden, Die das Glück erhaben helt Mit untreuen Händen, Eure Hoheit ist ein Radt Und ein Bladt, Das sich leicht kan wenden. Sie hat Gott das theure Gut, Der giebt ihr sich zu erkennen In der Liebe, daß ihr Muth Gegen ihn muß brennen: Denn in ihm besitzet Sie, Was man je Schönes möchte nennen. Weder Furcht noch Sorge legt Sich in ihrer Liebe Kertzen: Denn sie seinetwegen trägt Mit standhafftem Hertzen Dürfftig, nackt, verachtet seyn, Kranckheit-Pein, Ja auch Todes-Schmertzen. Denn sie weiß bey wem sie hält, Und daß sie von ihm nicht Leyden, Nicht Gewalt, noch Zeit, noch Welt Ewig werde scheiden, Und daß ihrer Trübsahl Lohn Sey die Krohn Aller ewgen Freuden. Sünden-Pracht und Glückes-Schein Tritt sie Himmlisch groß mit Füssen, Ist an Lieb und Glauben rein, Heilig am Gewissen, Darumb Fried und Freud im Geist, Allermeist Sie bedienen müssen. Herr wenn nimbst du mich von mir Und erwehlst mich für den deinen, Daß ich mag in heilger Zier, Stets vor dir erscheinen Und dich, O mein Eigenthumb, Wiederumb Halte für den meinen? Meine krancke Seel ist matt Und verkömbt gantz für Verlangen, Allen Kummer, den sie hat Ist nur dich zu fangen, Und von Welt und Sünden loß, Dir stets bloß Brünstig anzuhangen. Laß mein Hort ohn' unterlaß Mich mit dir vereinigt leben, Wirck in mir der Erden Haß, Daß ich dir ergeben: Keine Lust, darauf die Welt Etwas helt, In mir lasse schweben. Daß ich hab' in Lieb' und Noht Bloß an dir die höchste Freude, Kranckheit, Blösse, Schmach und Todt Gern' und willig leide, Und ist denn mein Stündlein hier, Gar zu dir In mein Erbreich scheide.