Pfalzgraf Hans Ott Es stillet kein Getränke Den Durst, der stets mich sticht: Wie viel ich ihrer denke Wie reichlich ich sie schenke: – 's ist all' das Rechte nicht. Wohl sechzig Wein' und Biere Hat durchversucht mein Schlund: Deutsch, Welsch und Malvasiere: – Wie oft ich's auch probiere, – Nichts dringt mir bis zum Grund. Wohl schmeckt der Muskateller Wie süßer Honigseim! Liebfrau im Klosterkeller, Burgunder und Chapeller, Und du, mein Rüdesheim! – Ach, mir könnt ihr nicht frommen, – Gott segn' euch weiß und rot: – Ich hab', wie tief's geschwommen, Noch nie genug bekommen, Ich sterbe Durstestod. Wollt' mich ein Pfäfflein schlagen In einer Stadt am Main: Doch ich rief in drei Tagen, Als leer die Leisten lagen: »Herr Bischof, jetzt den Stein!« »Mein Sohn heb' dich von hinnen«, Der, sich bekreuzend, sprach: »Du hast im Schlund tief innen Ein Abzuglöchlein rinnen, Das dir der Teufel stach.« Mir hilft vom Durst, das seh' ich, Kein Naß im Abendland: Drum übers Weltmeer geh' ich, – In diesem Sinn versteh' ich Den Brief, vom Papst gesandt. Er schreibt: »Du wirst genesen Im heil'gen Land, Hans Ott, Von jenem schlimmen Wesen, Das stets in dir gewesen:« – – Er meint den Durst, bei Gott! Zu stillen dies mein Sehnen, Kennt dort er einen Trank! Dafür mit Freudentränen Köpf' ich ihm Sarazenen: – Das sei Hans Ottens Dank. O Sonnenbrand, – O Wüstensand, – O trockne Kehl', – O arme Seel'! – Ich sprach von Durst im Abendland: – Das war ein Frevel unverzeihlich! Nie, niemals ward mir Durst bekannt Bis hier im Land: – sie nennen's heilig!! – Bis hier, in diesem Höllenqualm! Kein Blatt, kein Halm, Kein Halm, kein Blatt. Zum Schlucken wird mein Schlund zu matt. Ach gäb's nur Gras, Das jener fraß, Nebukadnezar hieß er, glaub' ich! – Mein Herzblut selber rinnt mir staubig. O lieber Heiland, Schulderlasser: Verschworen soll auf ewig sein Das kühle Bier, der edle Wein, – Ich weiß, ich war ein arger Prasser, – O lieber Heiland, leidenblasser: – Ach nur noch einen Tropfen Wasser!