Ottar und Hilde Odhins Sohn war Ottar der Edle. Weidlich wuchs er Heran, der herrliche Held. Als er erwachsen, Als dem Flinken der Flaum Bräunlichen Bartes Locker und lieblich Die Lippen umlockte, Als den spitzigen Spangenspaltenden Speer Wuchtig er warf, Erschien ihm Odhin, Hielt an der Hand Hilde, die Holde, Die der Wahl waltende Walküre. Aus hohem Helm Floß der Freudigen Lang das lichte Gelock, Das goldig-gelbe; Sieghaft und selig Strahlte ihr, Ganz goldig, Gleich dem herrlichen Haare, Das edle Auge. Odhin aber Legte dem Liebling Der Holden Hand in die Hand: »Die Schimmernde schützt dich In Schrecken der Schlacht. Nicht geschwungenes Schwert, Nicht hauender Hammer Fällt dich Fröhlichen, So lange leuchtend Die jauchzende Jungfrau Schirmend den Schild Ob dem Haupte dir hält, Schwanenschwingig Dich umschwebend. Hüte dich, Held, Daß jemals die Jungfrau Dir Fechtendem fehle.« Manchen Mond Wechselnder Winter Von Sieg zu Siege Eilte Ottar der Edle Unverwundet: Speere sprangen Und geschwungene Schwerte Ihm ab von dem offenen Antlitz: Denn sacht, auf silbernen Sohlen, Schwanenschwingig schwebte Hoch zu Häupten ihm Hilde. – Aber als wieder im Wechsel Ein Jahr sich gejährt, Mußte der Mutige Mit arger Überzahl Fechten der Feinde, Einsam, allein, unbeschützt, Denn er darbte Der holden Hüterin: Nicht mehr jauchzte die Jungfrau: In Wehen wand sich das Weib. Lodernder Liebe Lechzend Verlangen Hatte heimlich Die herrlichen Herzen Brennend verbunden. Auf dem Lager lag Stöhnend, sterbend die Stolze. Ach, die Unsterblichkeit War ihr gewichen In der Umarmung Des Menschenmannes; Und während dem Weibe Die Not schon nahte Des traurigen Todes, Brach durch die Brünne der Brust Dem mutigen Manne Die Spitze des Speers. Er lag in seiner hohen Halle Und neben ihm Hilde am Herd. Odhin aber Senkte sinnend Über den bleichen beiden Das ernste Antlitz: »Wehe! Ihr wolltet es so! Als Walküre wählt' ich sie dir, Aber zum Weibe wähltest sie du: Und du, herrliche Hilde, Statt der Unsterblichkeit: – Staub!« Aber noch einmal Öffneten beide die Augen, Und in Wechselworten Erwiderten sie Wunschvater: »Und hätte ich wieder Zu wählen die Wahl, – Wieder wählte ich, o Wahlvater, Mir die Wonn'ge zum Weib.« »Ich mir den Mann zum Gemahl. Denn weit sel'ger als dein Walhall Weiß ich, was ich mir gewann An lodernder Liebe Göttlichem Glück!« »Floh es auch flüchtig –« »Einmal war es doch unser –« »Und das ist ewig.« Und da starben sie, Stark und stolz.